2. Weltkrieg

Bomben unter Kokospalmen

Am Sonntag fuhren wir mit zwei vollbeladenen Kleinbussen zum Strand. Ein Pilotenehepaar aus Mt. Hagen kam Tags zuvor mit einer Gruppe Niederländer, Mitglieder vom Vorstand von MAF Netherlands und Großspender. In den letzten 5 Tagen haben sie viel von der alltäglichen Arbeit hier im Land gesehen: Mt.Hagen, Rumginea, Telefomin, Tekin und nun Wewak. Heute morgen sind sie weiter nach Australien geflogen und bekommen nach einem kurzen Zwischenstopp in der MAF Asia Pacific Zentrale in Cairns noch einen Einblick in die Arbeit von MAF in Arnhem Land.

Solche Besuche sind für uns immer wieder nett und auch ermutigend. Vor 2 Wochen hatten wir auch den Geschäftsführer von MAF Schweiz zu Gast. Nun fragen wir uns, wann MAF Deutschland mal vorbeikommt….
Sonntag Morgen kam auch Mandys Schwester in Wewak an, nachdem sie eine Nacht unfreiwillig in Port Moresby verbracht hat, weil ihr Flug am Samstagabend gestrichen wurde. Sie wird uns die nächsten 2 Monate auf Trapp halten und sicher viel von unserm Alltag mitbekommen. Nach einem Lunch in großer Runde gings gemeinsam zum Wom Beach. Immer auch eine attraktive Abwechslung für unsere einheimischen Familien auf dem Compound. Nach Schwimmen, Schnorcheln, Muscheln sammeln gings noch ein paar Kilometer weiter einer schmalen Straße der Küste entlang. Rechts und Links nur Kokospalmen, Sagopalmen und allerlei andere Bäume und Sträucher. Alles dicht verwachsen. Hoffentlich kommt uns kein Fahrzeug entgegen. Irgendwann dann eine Lichtung mit netten, relativ neuen Häusern. Zwischen Kokospalmen liegen dort wohl noch unzählige Bomben aus dem 2. Weltkrieg in der Erde. Die Japaner hatten hier wohl eines ihrer Lager. Ein altes verrostetes Maschinengewehr stand noch da. Im Sand vergraben lag auch ein Landungsschiff der Japaner.Schon ein komische Gefühl, wenn man da steht und jemand mit dem Spaten eine Bombe ausgräbt und nach noch weiteren in der Erde stochert. Der Mann sagte uns, dass sie die Bomben irgendwie aufbrechen, den Sprengstoff nehmen, in kleinen Portionen abpacken und für den Fischfang verwenden. Mitte September war Mathias schon einmal unterwegs mit ein paar MAF-Mechanikern, die hier in Wewak Urlaub machten. Joel, einer der Basemitarbeiter kennt die Plätze. In der Nähe vom Flugplatz haben sie alte Flugabwehrgeschütze gefunden. Dort sind sie noch in besserem Zustand. Dabei haben sie auch erfahren, dass auch noch Flugzeugwracks im Busch liegen. Eines zu finden würde allerdings eine längere Wanderung, inklusive Übernachtung im Busch bedeuten. So spontan waren sie dann doch nicht… Schon gewusst: Hier im Pazifik endete der 2. Weltkrieg erst im September 1945. Siehe Blogeintrag vom 13. September… In Wewak und um Wewak herum finden sich noch viele Zeugen dieser Zeit, z. B. Munitionstunnel, Bunker oder Flugabwehrgeschütze.

Heute vor 65 Jahren

14 km westlich von Wewak ist der Cape Wom International Memorial Park. Hier lässt sich noch der alte japanische Landestreifen erahnen und hier wurde Geschichte geschrieben.
Am 13. September 1945 haben hier die Japaner kapituliert. Der japanische Leutnant General Adachi hat hier wohl die Kapitulationsdokumente unterschrieben und symbolisch dazu auch sein Schwert dem australischen Major General Robertson übergeben.

Eine kleine Palmenallee führt zu einer kleinen Gedenkstätte mit einer Gedenktafel, die einen kurzen Eindruck vermittelt, wie und wo die Japaner und Australier hier an der Nordküste Papua Neuguineas gekämpft haben.

Jede Palme steht für eine japanische Kompanie, gekennzeichnet mit einem kleinen Gedenkstein.
Außerdem finden sich noch ein paar Geschütze auf dem Gelände.

Ab und an bekommt MAF Anfragen von japanischen Gruppen, die über die Kriegsschauplätze geflogen werden wollen, wo ihre Verwandten in erbitterten Kämpfen das Leben ließen.
Blättert mal zurück in unserm Blog zum Eintrag vom 13. Oktober 2009. Da findet ihr näheres zu solch einem Flug. Mathias war damals mit der Twin Otter unterwegs.

Zurzeit haben wir drei junge Männer zu Gast auf dem Compound, zwei Mechaniker von MAF und ein Mitarbeiter von CRMF (Christian Radio Mission Fellowship). Der Großvater einers dieser Männer war damals bei der Kapitulation dabei, als australischer Soldat. So sind die drei in ihrem Wewakurlaub ein wenig auf den Spuren der Vergangenheit unterwegs und haben mittels des Internet so manche Plätze ausgemacht, wo wohl noch Wracks abgestürzter Flugzeuge oder Geschütze im Busch zu finden sind. Wir sind gespannt, was sie entdecken. Da Mathias diese Woche fliegt, kann er leider nicht mit auf diese Abenteuertour gehen.

Uns zieht es auch regelmäßig zum Cape Wom. Zum Schwimmen und Schnorcheln. Hier ist das Riff am schönsten und der Strand bietet schöne schattige Plätze unter großen Bäumen.
Gut geeignet auch zum Grillen bzw. für ein BBQ am Strand.

Wartezeit


Gestern kam also unser erster Besuch aus Deutschland. Gegen 17 Uhr sollte die Maschine in Wewak landen. Wir wunderten uns, dass noch keine Autos am Flugplatz waren, schließlich passen in so eine Foker 100 ja doch eine ganze Menge Leute rein. Wir fragen also das Sicherheitspersonal am Flugplatz, wann denn die Maschine landen wird. Okay, noch eineinhalb Stunden Zeit. Was tun? Zurück zum Compound fahren? Oder die Zeit nutzen, den sog. Airport Beach zu erkunden? Letzteres war natürlich die attraktivere Option. So fuhren wir also noch ein Stück der Straße weiter, eine Teerstraße, die wirklich direkt am Meer entlangführte, auf der anderen Seite oft Sumpfland. Wann die wohlgebaut wurde? Irgendwann haben wir eine geschickte Parkbucht gefunden, um noch einen Spaziergang am Strand entlang zu machen. Wir staunen nicht schlecht, als sich ein verrostetes Fahrzeugwrack ans andere reiht. Schweres Gerät, Baumaschinen, Kettenfahrzeuge. Komplett mit Motorenblöcken. Alles reihenweise am Ufer entsorgt. Wir fragen uns, ob das noch aus der Zeit des 2. Weltkriegs stammt, als die Japaner hier an der Nordküste stationiert waren, Landeplätze gebaut haben und eventuell auch diese Uferstraße. Anscheinend haben sie sie dort entsorgt, um gleichzeitig die Straße vor den Wellen zu schützen…Am Ende ist noch immer ein Militärstützpunkt. Mittlerweile einer von PNG Militär. Unser Besuch landete dann auch irgendwann. Sie haben noch einen kleinen PNG-Küstenrundflug gemacht: von Port Moresby ging es nach Madang, dann nach Vanimo und dann nach Wewak. Von der Landung in Vanimo wussten wir nichts, auch unsere zwei Männer nicht. Sie sind nämlich in Vanimo schon mal ausgestiegen und wunderten sich, dass alles so anders aussah wie auf den Googlebildern, die Landebahn anders augerichtet war… Da mussten sie dann doch mal nachfragen und – sind wieder eingestiegen ;o)

Ein historischer Flug!


Eine Reise in die Vergangenheit hat heute eine Gruppe von 12 Japanern in Wewak gemacht. Die Gruppe bestand aus Verwandten von japanischen Soldaten, die im zweiten Weltkrieg an der Nordküste von PNG gekämpft und gefallen sind. Der Reiseleiter hat eine Route zu insgesamt neun ehemaligen Kriegsschauplätzen zusammengestellt, die wir in 1,5 Stunden abflogen. Schon der erste historische Ort war ein kleines Buschdorf, in dem heute nur noch ein Gedenkplatz mit Gedenkstein an die historische Bedeutung erinnert. Wir flogen langsam einen großen Kreis in niedriger Höhe, denn einen Landung war leider nicht möglich. Die Passagiere erhoben andächtig die Hände, aber es war erst beim zweiten Ort an der Küste, als eine Frau in Tränen ausbrach und auf den Knien im Mittelgang unseres kleinen Flugzeuges dem Verstorbenen nachtrauerte. Den anderen Passagieren erging es ähnlich. Wir flogen weiter zu den anderen Orten, und legten ca. 400 Kilometer zurück. Dieselbe Reise zu Lande hätte Wochen gedauert und wäre nur unter Schwierigkeiten möglich gewesen. Leider ist heute nur noch wenig von der ehemaligen Bedeutung während des zweiten Weltkrieges zu sehen, vieles gerät in Vergessenheit, wenig erinnert an die Tragödien, die sich hier einst abspielten. Ich war berührt, als uns die Passagiere nach der Landung in Wewak die Hand gaben. Viele haben die Orte, an denen ihre Angehörigen ihr Leben ließen, zum ersten Mal gesehen. Die Dankbarkeit für diese Gelegenheit war in ihren Augen zu lesen. Die meisten Japaner konnten kein Englisch.