09. September 2009

Im Gefängnis

Dieses Mal wurden wir reingelassen. Das Frauengefängnis ist ein kleines längliches Gebäude, eingezäunt mit einem Maschendrahtzaun – die Frauen haben einen wesentlich besseren Ausblick als wir von unserem Haus aus, denn unser Compound ist mit einem geschlossenen Zaun zur Straße hin abgegrenzt. Das Gefängnisgebäude ist sauber. Daneben ist ein kleines Kochhäuschen. Zzt. sind ca. 20 Frauen da. Sie alle sind blau gekleidet. Bluse und Rock. Manche haben rote Querstreifen an ihrer Kleidung. Diese Frauen kennen ihr Urteil bereits und wissen, wie lange sie im Gefängnis bleiben müssen. Alle anderen warten noch auf ihren Gerichtstermin und die Urteilsverkündung. Manche schon wochenlang, wird mir erklärt. Warum sie im Gefängnis sind? Das fragt man nicht. Viele sind wahrscheinlich Mörderinnen. Kaum zu glauben! Sie machen alle einen sehr freundlichen Eindruck. Außerdem ist vergangene Woche ein Baby zur Welt gekommen. Ich sehe eine weitere Mutter, die mit ihrer Tochter gerade die ersten Schritte geht. Die Atmosphäre ist freundlich. Die Frauen sind dankbar für unseren Besuch. Zuerst singen wir ein paar Lieder, dann beten alle gemeinsam laut durcheinander. Danach werde ich vorgestellt und darf mich selbst vorstellen. Auf Tok Pisin. Aber ich habe ein paar Notizen, wechsle zuweilen auch ins Englische. Die Frauen hören aufmerksam zu, lachen mich an, freuen sich, dass ich da bin. Danach wird eine Geschichte vorgelesen, die eine Brücke ist zu dem, wie wir als Christen leben sollen: Jesus nachfolgen. Er ist das Licht und wir selbst sollen auch Licht sein in dieser Welt, damit andere unserem Licht folgen und schlussendlich Jesus folgen. Danach teilen wir uns in zwei Gruppen. Wir lesen noch drei kurze Bibelstellen passend zum Thema und wer mag, kann spontan seine Gedanken äußern. Danach fragt Jackie, eine der MAF-Frauen, jede einzelne, für was wir beten können. Manches schockiert mich, was die Frauen erzählen. Manche sind sehr offen, andere weniger. Aber das ist okay. Diese Freiheit muss da sein. Grace ist erst eine Woche hier. Sie ist 19 Jahre und aus ihren Augen spricht große Traurigkeit. Was wohl ihre Geschichte ist? Was wird ihre Zukunft sein? Sie scheint gebildet, kann Tok Pisin und Englisch lesen und schreiben. Eine Bibel hat sie noch nicht. Jackie verspricht, nächstes Mal eine mitzubringen. Sie erhält hierfür extra Spendengelder aus ihrer Gemeinde in Australien. Tolle Sache! Diese Frauenarbeit der EBC gibt es schon viele Jahre. In dieser Zeit haben einige Frauen im Gefängnis die Freiheit und Vergebung in Jesus Christus finden dürfen. Viele haben im Gefängnis Lesen und Schreiben gelernt. Mir scheint, dieser Ort kann ihnen wirklich zum Segen werden. Und wer weiß, vielleicht kann ich auch einen kleinen Beitrag dazu leisten.


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