15. April 2012

Volles Programm!

Montag, 9.4.2012 – Auswärtsübernachtung
Obwohl Ostermontag auch hierzulande ein Feiertag ist, müssen wir Piloten fliegen.
Das Flugzeug haben wir bereits am Sonntag kurz vor der D
mmerung betankt und beladen. Das Programm für Montag ist lang. Ich starte früh nach Green River, das liegt ganz im Westen Richtung Indonesischer Grenze. An Bord sind Wellbleche und Fracht für Kos Umion, einen ehemaligen MAF Mitarbeiter. 
Graspiste im Busch

Von Green River nehme ich zwei einheimische Übersetzer mit, die für das Summer Institut of Linguistik (SIL bzw. Wyciffe) arbeiten. In Buluwo warten nochmals zwei einheimische SIL Mitarbeiter. Alle vier nehmen an einem Seminar von SIL in Wewak teil. Das Seminar geht mehrere Tage. SIL hat in Papua Neuguinea einen eigenen Flugdienst, der die Mitarbeiter transportiert. Aber derzeit hat SIL zu wenige Piloten und wir von MAF helfen aus.

Für die zweite Hälfte meines Flugtages muss ich ins östliche Hochland fliegen und dort übernachten. Zuerst nach Mount Hagen. Dort sagt man mir, dass ich nicht hier tanken soll,  wenn ich nicht unbedingt muss, sondern in Goroka. Spritknappheit. Meine Passagiere sind zwei Jugendliche, der Sohn einer MAF Mitarbeiterin und sein Freund, die ins Internat nach Aiyura fliegen, wo auch das Hauptzentrum von SIL in PNG ist. Außerdem befindet sich ein Ersatzteil für die Twin Otter in Goroka an Bord. Der Generator muss ersetzt werden. Das Tanklager in Goroka ist üppiger als in Hagen. Ich tanke so viel, dass es für den ersten Flugsektor am nächsten Tag auch noch reicht. In Goroka steigt noch die Familie unseres Mechanikers ein, der an der Twin Otter erst noch den Generator erneuern muss und später per Auto nach Aiyura fährt. Wir starten nach Aiyura nicht, bevor ich per Handy einen Wetterbericht erfragt habe. Der Regen hat gerade aufgehört und der Flugplatz ist frei von Wolken. 30 Minuten später kreisen wir um die Siedlung von SIL und landen sanft auf der Landebahn. 
Ich verbringe die Nacht in einem Gästeappartment der Familie Penn, die nur hier im Land ist, um Kinder von MAF-Familien während ihres Internataufenthaltes zu betreuen. Ein voller Tag mit 5,9 Flugstunden und 6 Landungen. 
Dienstag, 10.4.2012 – Wieder ein buntes Flugprogramm
Der erste Sektor von Aiyura nach Hagen am frühen Morgen ist immer spannend, weil im Hochland weite Nebelfelder die Täler durchziehen. Aiyura selbst ist frei von Wolken, was ungewöhnlich ist. Wer hier nicht vor 7:30 startet, wartet meistens eine weitere Stunde. Ich habe ein Missionkind an Bord, das zu seinen Eltern nach Wewak fliegen will. Zusätzlich 150 Kilo an Handelsware für einen SIL Mitarbeiter. Larry, unser MAF Twin Otter Mechaniker, fliegt ebenfalls mit nach Hagen. Die Hälfte des Fluges verbringen wir über einer geschlossenen Wolkendecke im hellen Licht der Morgensonne. Über uns blauer Himmel. Auch wenn ein weißes Wolkenmeer gesäumt von kahlen Berggipfeln idylisch ist, frage ich mich ständig, ob wir in der Nähe von Hagen eine Lücke finden. Wir können ja nicht für immer da oben bleiben.
In Hagen nehme ich unser Gemüse mit und ganz spontan zwei einheimische Passagiere, die unbedingt nach Wewak wollen und bei Airlines PNG nicht akzeptiert wurden, weil das Flugzeug überbucht war. Solche Last Minute Changes (Änderungen in letzter Minute) sollen wir eigentlich vermeiden, denn da passieren schnell Berechnungsfehler, Bodencrew und Piloten geraten unnötig unter Druck. Nun ja.
Also, auf nach Wewak! Feierabend habe ich aber dennoch nicht. 
Von Wewak starte ich mit einer vollen Ladung Tiefkühlkost für Blackwara, ein Buschdorf am Rande des westlichen Hochlandes. Von dort fliege ich leer nach Moropote, um den deutschen Missionar David Jarsetz von der Liebenzeller Mission abzuholen. Er hat mit den Bewohnern von Moropote Ostern gefeiert und die Gottesdienste dort gestaltet.
Von Moropote fliegen wir nach Buluwo, wo ich gestern bereits gelandet bin. Eine Frau mit Nachgeburtsschwierigkeiten muss ins Krankenhaus. Das Wetter am Küstengebirge lässt mich zögern, ob der geplante Flug nach Aitape durchführbar ist. Ich ziehe es vor, die Frau mit ihrem Mann und einem Neugeborenen direkt nach Wewak mitzunehmen. 
Der Krankenwagen wartet schon am Flugplatz. 
Die Familie im Krankenwagen
Wieder ein voller Tag mit 6,5 Flugstunden und 7 Landungen und fast 12 Stunden Arbeitszeit. Wie gut, dass der Mittwoch flugfrei ist.
Donnerstag, 12.4.2012 – Der Kampf mit den Wolken
Gerhard Stamm und sein Neffe David sitzen in Yatoam. Eigentlich wollten sie eine Buschwanderung zu einem im Bau befindlichen Landeplatz machen und erst in nach zwei Wochen wieder abgeholt werden. Aber die Hälfte der Reisegefährten und die zwei Frauen, die für die kulinarische Versorgung mitlaufen sollten, waren letzte Woche nicht erschienen. 
Heute solle ich die beiden wieder aus Yatoam abholen. Soweit das Programm. 
Aber der erste Flug von Wewak geht nach Tekin. An Bord ist Glenda Giles mit einer Menge Fracht für die Busch-Hochschule in Tekin. Glenda ist eine alleinstehende neuseeländische Missionarin, die schon seit vierzig Jahren in PNG ist und insgesamt vier Hochschulen gegründet hat. Ihre Schüler sind regelmäßig die besten Absolventen im ganzen Land. 
Das Wetter ist zurzeit unberechenbar. Ein starker Nord-Ost-Wind hat die Wolken gegen das Hochland gedrückt. Es ist schwer, eine Lücke zu finden. Wir fliegen ein paar Kurven, aber nach 10 Minuten ist klar, dass ich auch eine Verschiebung des Fluges auf den nächsten Tag mit bedenken sollte. Ich habe gerade Glenda mitgeteilt, dass wir nach Wewak zurückfliegen werden. Aber sie lächelt nur. Im Lärm des Flugzeuges ist die Verständigung schwierig. Ich mache noch eine lang gezogene Kurve unter einer dunklen Wolkendecke. Am Rande der Wolkendecke wird es ein bisschen lichter. Die letzte Chance, dachte ich, und wir fliegen hin. Tatsächlich öffnet sich eine Lücke zwischen den Wolkenbergen und ich sehe blauen Himmel. Ziemlich weit über uns, aber durchaus machbar. Ich ziehe die Nasenbrille für die Sauerstoffversorgung auf und wir schrauben uns über 3000 Meter über dem Meeresspiegel hinauf. Wir kommen über die Wolken und können so die erste Bergkette des Hochgebirges überqueren. Dahinter sind die Täler frei vom Morgennebel. Nur ein paar Wolken verhindern den direkten Anflug, aber Tekin selbst liegt schon im hellen Morgenlicht und wir landen sicher. Ich bin erleichtert und Glenda ebenso. 
Weiter gehts nach Yatoam, um Gerhard und David abzuholen. Beide warten schon sehnsüchtig. Sie haben einiges erlebt und sind froh, wieder nach Hause zu dürfen. Zwei ihrer einheimischen Weggefährten für die Buschtour fliege ich von Yatoam nach Moropote. Der Flug dorthin führt uns wieder zurück über die erste Bergkette des Hochgebirges und hinein in ein Luftmeer aus Wolkenlücken. Wir suchen unseren Weg durch leichten Regen und finden Moropote mit 30 Minuten Verspätung. Ausladen und Weiterfliegen nach Wewak. Der Stop in Ambunti auf dem Weg nach Wewak ist nur aus technischen Gründen nötig. Wir brauchen Sprit. Unser MAF Agent ist nicht da und zwei andere einheimische erledigen die Arbeit. Der Traktor mit dem Anhänger und einem Spritfass kommt langsam angerollt. Wir bauen auf und ich will anfangen zu tanken, als ich sehe, dass kein Filter in der Pumpe eingebaut ist. Die Pumpe ist für Diesel und ungeeignet für unseren sensiblen Flugzeugkraftstoff. Also muss einer der einheimischen wieder zurücklaufen und die Flugzeugpumpe holen. Es vergehen zwanzig Minuten und ich sehe den Rest meines Flugtages auseinander fallen…  
Ich muss noch Handelsware nach Okisai fliegen und einen Passagier in Hauna auf dem Rückweg nach Wewak abholen. Trotz Verspätung durch schlechtes Wetter am Morgen und der Zwangspause in Ambunti schaffe ich die Flüge noch und bin ganz zufrieden.
Kurz vor 18 Uhr biegen wir in unsern Compound ein.
Freitag, 13.4.2012 – Nur ein kurzes Flugprogramm
Wir müssen ca. 80 Prozent von unserem Programm für heute streichen, weil das Flugzeug  nur noch wenige Stunden fliegen darf, bis ein Ölwechsel fällig ist. Die Luftfahrtbehörde ist sehr streng, wenn die Fristen nicht eingehalten werden.
Ich fliege nur zwei weiße Missionare der Christlichen Brüdergemeinde nach Anguganak. Einer ist Bibelschullehrer und übernimmt für zwei Wochen den Unterricht in der Bibelschule. Wenn ich schon mal dort bin, kann ich auch noch zwei ehemalige Patienten des Krankenhauses in Anguganak zu ihrem Heimatdorf Edwaki zurückfliegen. 
Spritlager in Anguganak
Auf dem Rückweg nach Wewak lande ich nochmals in Anguganak und lade mein Flugzeug mit sieben leeren Spritfässern voll. Auch das gehört zur Missionsfliegerei. Leere Fässer können nicht im Busch bleiben. Nach ca. 3 Stunden Flug und 7 Arbeitsstunden bin ich am Freitag schon wieder Zuhause.


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