02. Juli 2014

Eine lebensrettende Planänderung innerhalb 30 Minuten

Eigentlich war nur geplant, Passagiere in Tekin abzusetzen, einem Landeplatz im Hochland von PNG. Aber als ich gerade dabei war, die Flugzeugtüren wieder zu schließen, kam Jack, der MAF Agent, auf mich zu und stellte eine ungewöhliche Frage: „Hat Lucy mit dir gesprochen?“

Lucy ist unsere Base Managerin in Telefomin und klar, hat sie mit mir gesprochen, als ich vor gut 30 Minuten dort zum Zwischentanken und Aufnehmen der Passagiere für Tekin dort war. Aber bezüglich dessen, was mich in Tekin erwartet, hat sie nichts gesagt. Sobald ich gestartet bin und von meiner Seite aus kein Grund besteht, sie über Funk zu kontaktieren, kann sie mich während des Fluges nicht erreichen. Über Jacks Frage war ich doch ein wenig irritiert. Jedenfalls teilte er mir nun mit, dass eine junge Frau in den Morgenstunden ihr erstes Baby entbunden hatte, allerdings fehle noch die Nachgeburt und die Schwestern der kleinen Tekin Gesundheitsstation sind nicht in der Lage, ihr weiter zu helfen. Vermutlich haben sie genau in den letzten 30 Flugminuten versucht, Kontakt zu Lucy in Telefomin aufzunehmen, da es dort ein besser ausgestattetes Krankenhaus gibt.

Mein Tag war eh schon schwierig: Ich wusste, dass in unserem Spritlager in Telefomin nur noch ein halbes Fass stand und ich somit nicht nach Telefomin zurück konnte, die Patientin abliefern und mein Flugprogramm wir ursprünglich geplant fortsetzen konnte. Zeit und Sprit würden einfach nicht ausreichen. So entschied ich vor Ort, die Hälfte meines Programms zu streichen, um diesen Medevac möglich zu machen. 

Das Flugzeug ist fertig gerichtet, die Patientin einzuladen.

Ich sagte dem MAF Agenten, dass man die Frau zum Flugzeug bringen könne. In der Zwischenzeit re-arrangierte ich mein restliches Flugprogramm. 

Nekrin

Nekrin, die junge Mutter, wurde auf einer Trage aus Buschmaterial mit einen dünnen Schaumstoffmatratze obenauf zum Flugzeug gebracht. Sie sah echt nicht gut aus. Schnell bereitete ich das Flugzeug so vor, dass sie auf einer Seite der Kabine liegend transportiert werden konnte. Dann bat ich die Leute, sie vorsichtig ins Flugzeug zu heben, mit dem Kopf zuerst.

Einladen in Tekin

30 Minuten später war sie in Telefomin, wo ein nagelneuer Land Cruiser, der erst kürzlich vom dortigen Parlamentsabgeordneten für die Dorfgemeinschaft gespendet wurde, schon am Flugplatz wartete. Es war echt herausfordernd, Nekrin vom Flugzeug in den Land Cruiser umzuladen, ohne eine Trage zur Hand zu haben. 

Vom Flugzeug in den Land Cruiser
Vom Flugzeug in den Land Cruiser

Als ich abends über meinen Tag nachdachte, war ich froh drum, dass ich einen Teil meines Programm gestrichen habe, um diesen Medevac möglich zu machen und die junge Frau in ein Krankenhaus zu fliegen, wo sie die medizinische Betreuung bekommen kann, die sie braucht. Die kleine Krankenstation in Tekin ist für solcherlei Geburtskomplikationen einfach nicht ausgestattet und man kann nur erahnen, was passiert wäre, wenn ich sie nicht hätte ausfliegen können.

Zwei Tage später erhielten wir die Nachricht, dass die Placenta noch am selben Tag im Krankenhaus in Telefomin entfernt werden konnte und es Nekrin gut gehe.


Immanuel Heims am 1. August 2014 um 19:39 Uhr

Danke für diesen berührenden Bericht. Der Herr segne euch!


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert