22. März 2020

Gestrandet in CAIRNS – März 2020

Freitag, der Dreizehnte! … und auf einmal ging alles ganz schnell!
Tags zuvor erhielten wir endlich unsere vollständigen Tickets für eine gemeinsame Rückreise nach PNG, Abflug Sonntag Abend ab Frankfurt…

Und dann kam der Freitag… Morgens waren wir noch in Pforzheim, um noch ein paar wichtige Dinge für unseren Koffer nach PNG einzukaufen. Mittagessen. Mathias erledigt noch ein bisschen Papierkram, Mandy packt die Pakete, die wir über einen Frachtcontainer einer Schweizer Mission nach PNG verschiffen wollen. Wir fahren sie nach Enzklösterle und geben sie bei „Zwischenhändlern“ ab. Spontaner Stopp im Heidelbeerhaus in Enzklösterle (Webseite) und wir sind fasziniert von vielen regionalen Heidelbeer-Leckereien: Enzperlen, schoko-überzogene Heidelbeeren – Lecker!!!
Zurück in Salmbach erfuhren wir, dass Singapur seine Grenzen schließt für weitere europäische Corona Risikoländer, auch Deutschland! Und kurz später erhielten wir von Lufthansa die Email, dass unser Flug Sonntag Abend gecancelt wurde. Puh! Herr, was jetzt?
Mathias versuchte bei Lufthansa durchzukommen – keine Chance!
Unser Reisebüro war in Australien, dort war Nacht und dann Wochenende! Mandy schrieb trotz allem eine Email ans Reisebüro.
Wir wussten, PNG erwartet uns. Nach dem Reisedienst der letzten drei Monate freuten wir uns wieder auf unser Häuschen und unseren Alltag, die Freunde und Arbeit in PNG. Jetzt also doch in Deutschland bleiben?
Mathias hing am Telefon. Mandy vorm Fernseher, Der Staatsanwalt und Letzte Spur Berlin… 🙂
In Cairns meldete sich dann tatsächlich doch jemand vom MAF internen Reise-Support auf eine WhatsApp Nachricht. Wir sprachen verschiedene Optionen durch. Da meldete sich auch das Reisebüro per Email mit einer Flugoption. Abflug in 12 Stunden! Rücksprache und Abwägen der Risiken mit unserm Chef in PNG. Wir wollen es wagen!
22:30 – Nun hieß es Ranklotzen! Koffer packen, Bude einigermaßen aufräumen – all das, was wir gemütlich für Samstag geplant hatten.
1:30 fielen wir ins Bett und konnten vor lauter Action kaum schlafen…
5 Uhr klingelte der Wecker.
Frühstück. Eine letzte Brezel. Mit fett Nutella!
6:30 Abfahrt nach Frankfurt
9:00 liefen die Koffer davon.
Ein letzter Kaffee mit unserer netten Chauffeurin! Danke!!!
11:40 heben wir in Frankfurt ab.
12 Stunden, 10 Minuten, 3 Filme und ein paar Nickerchen später landen wir in Singapore.
Kurz Zeit für einen Chai Latte bzw. Eistee und weiter ging es nach Cairns.
Nochmals 6 Stunden und 40 Minuten…
Sonntag Abend, Ortszeit 17:20 waren wir da! Anderthalb Stunden später in unserem kleinen Apartment in Tree Tops.
Überall rechtzeitig vor den strengen Quarantäne Regelungen bzw. den Grenzschließungen für Reisende aus Deutschland (und anderen Ländern…).

 

Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit. 
1 Timotheus 1:7

 

Nach zwei Tagen in Cairns waren wir auf 5 Blätter Toilettenpapier unten! Ja, so ist das, wenn man als Tourist in einem fremden Land ist und nach sich selbst schaut und halt eben keinen Vorrat hat dank derer, die hamstern… Nun ja, wir waren dann die Rolle aus dem Gemeinschafts-WC unserer Wohnanlage klauen um durch die Nacht zu kommen… Am Morgen haben wir den Diebstahl gemeldet und prompt noch eine Extra-Rolle bekommen! 

Uns geht es gut! Vorräte für die nächsten Tage haben wir auch dank MAF Kollegen hier aus Cairns. Die Chefs haben nämlich nun doch beschlossen, dass wir uns 14 Tage selbst isolieren sollen, einfach um sicher zu gehen, dass wir keinen anstecken im Falle wir wären Träger. So haben wir dann unsere Koffer ausgepackt und unser Apartment für die nächsten 2 Wochen etwas sortiert und uns ein paar Sachen überlegt, wie wir diese spezielle Extra-Auszeit nun gestalten. Nach den 3 Monaten Reisedienst in Deutschland haben uns ja einige von euch Urlaub gegönnt. Und nun haben wir ihn! Nun ja… Jedenfalls müssen wir uns nicht 100% verbarrikadieren, können Sonne tanken, ein Buch lesen, mit der Welt kommunizieren… oder sogar einsame Wege spazieren laufen am Spätnachmittag (Australiens Fußwege sind wesentlich breiter als in Deutschland, sodass ein 1,5 Meter Sicherheitsabstand leicht einzuhalten ist…). Mathias unterdessen hat angefangen seine Dokumente über die Caravan zu studieren. Da hat er mal richtig viel Zeit! Und Mandy will auch endlich an einem Fernkurs weitermachen…

Am Dienstag hatte Mathias hat sein medizinisches Flugtauglichkeitszeugnis erhalten. Corona getestet darf nur werden, wer entsprechende Symptome zeigt oder Risikoperson ist um Ressourcen zu schonen…

Es bleibt alles ziemlich spannend. Wir wünschen euch und uns, diesen sinnvollen von der Obrigkeit verordneten Hausarrest doch auch wertzuschätzen, denn so vieles, was sonst zu kurz kommt, kann man immer noch tun: Sonne ist nicht abgesagt, Beziehungen sind nicht abgesagt, Musik, Fantasie, Lesen, Freundlichkeit, Dankbarkeit, Zuwendung, Gespräche, Hoffnung, Beten und so vieles mehr kann man noch immer tun! So vertrauen wir, dass wir alle an Leib und Seele bewahrt bleiben in dieser globalen Krise (oder Chance…?!)

Wir sind dankbar! Dankbar, dass wir sind, wo wir sind, dass wir liebe Menschen um uns haben, die uns ganz praktisch mit einem vollen Kühlschrank oder Puzzeln und Spielen helfen, durch diese 14 Tage Isolierzeit durchzukommen. Wir sind dankbar über das Internet, in Kontakt mit Familie und Freunden in nah und fern zu sein, zu wissen, euch geht’s gut! 

Was wir jedoch auch nicht wissen, was nach unserer Quarantäne passiert. Australien streicht alle internationalen Flüge. Papua-Neuguinea hat ab heute auch einen vorläufigen 14 Tage Einreisestopp. Und leider auch den ersten bestätigten Corona Patienten, der allerdings schon wieder auf dem Weg der Besserung ist. Inlandsflüge sind aus diesem Grund ab Dienstag gestrichen, selbst Busfahren und Überqueren von Provinzgrenzen. Das bedeutet, dass weder die großen Fluglinien, die normalerweise den Transport zwischen den großen Städten sicherstellen, noch kleinere Flugdienste, wie den von MAF, SIL oder NTM, erlaubt sind, ihre Flugzeuge in die Luft zu senden. 

Zum einen, um den Virus nicht in die von der Geographie bereits isolierten Gegenden zu transportieren, aber auch wegen eines Landeunfalls am Donnerstag, den 19. März, ist unsere MAF PNG Flotte derzeit am Boden. Vermutlich mindestens ein bis zwei Monate. Das Team ist weitestgehend noch im Land, die Flugzeuge allerdings bereit für Evakuierungen im Notfall. Der Unfall hat uns natürlich sehr schockiert. Wir danken Gott, dass Pilot und Passagiere ohne Verletzungen aus dem über die Landebahn gerutschten Flugzeug aussteigen konnten. Diese Zwangspause wollen wir als Team nutzen, unsere Operation neu zu überdenken und deren Wiederaufnahme entsprechend vorzubereiten. 

Was unser Beitrag zu einem Neustart sein wird, wissen wir noch nicht. Das Krisenmanagement trifft sich derzeit täglich um neue Informationen zu verarbeiten und Pläne für die Zukunft zu entwickeln. Da sich die weltweite Situation gefühlt stündlich ändert, müssen Pläne angepasst und neu überdacht werden. Wir sind mit unseren Leitungsteams in Papua-Neuguinea und MAF Deutschland in engem Kontakt und möchten Euch zeitnahe informieren.

Wir befehlen Euch Gottes Schutz an! Bleibt bewahrt und glaubensstark!

Lasst uns gemeinsam zu Gott flehen, dass er uns inneren und äußeren Frieden gibt in diesen doch herausfordernden Tagen, unsere Segnungen zu zählen und mit ihm im Herzen und an unserer Seite zuversichtlich ins Morgen und Übermorgen zu gehen.

 


Bernd und Ina Walter am 25. März 2020 um 18:54 Uhr

Hallo Mandy, Hallo Mathias,
Gut zu lesen, dass ihr nach diesem ungeplanten Abenteuer erschöpft aber bewahrt Zuhause angekommen seid. Gott sei gedankt. Unsere D. ist auch kurz vor den Flugeinschrämkungen in Brasilien bei Familie K. angekommen. Die Kita musste aber wg Corona letztes Wochenende für mindestens zwei Wochen schließen.
Ja, unsere ganzen Sicherheiten, gewohnten Abläufe usw. sind kräftig durch geschüttelt. Das Gemeindeleben läuft über whatsapp und dergleichen. Alles sehr befremdlich.
Aber unser Herr ist unveränderlich und auf ihn können wir weiterhin vertrauen. Seid ihm herzlich anbefohlen.
Herzliche Grüße aus Karlsruhe
Bernd und Ina Walter


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