C208

Erster Solo-Flugtag

Anfang Juli flog unser Chefpilot mit mir und hat sich zwei Tage lang angeschaut, wie ich die MAF Caravan fliege. Er war zufrieden und ich auch, nachdem ich über 6 Monate nicht in PNG war und fliegen konnte… 

Zwei Wochen später, am 20. Juli, hatte ich meinen ersten solo Flugtag für dieses Jahr. Und der entwickelte sich anders als geplant… 

Es war ein wunderbarer klarer Morgen in Mt Hagen. Um 7 Uhr war ich am Flugplatz und begann mit der Vorflug-Kontrolle an einer unserer Caravans, die für mich für diesen Tag vorgesehen war zu fliegen. Ich plante, spätestens um 7:30 Uhr in der Luft zu sein.

Ich staunte, an was ich mich noch alles erinnern konnte. Normalerweise werden die Kontrollen aus dem Gedächtnis durchgeführt, aber wenn ein Pilot längere Zeit nicht geflogen ist, dann muss er seine Kontrollen mit dem Handbuch von MAF überprüfen. 

Nicht alle Kontrollen sind im MAF Handbuch aufgeführt. Der Pilot kann selbstverständlich mehr Dinge kontrollieren, wenn er es für nötig hält. Es war bei einem dieser zusätzlichen Kontrollen, wo ich am Bugrad zu viel Spiel im Stoßdämpfer festgestellt habe. Keiner der Mechaniker hatte so etwas schonmal gesehen.

Das Bugrad der C208 und der Handgriff, wie ich den Stoßdämpfer kontrollierte (Bild nachgestellt zu Demonstrationszwecken…)

 

Das Flugzeug war nicht lufttüchtig und ich musste eine zweite Caravan vorbereiten und die technische Vorflugkontrolle gleich ein zweites Mal durchführen. Außerdem musste unsere Bodencrew das ganze Gepäck auch umladen, u.a. ein Deutscher Rasenmäher für die Landebahnwartung in Rumginae, einige Kisten mit christlichen Büchern für verschiedene Gemeinden und dann das Reisegepäck meiner zwei Passagiere, die für eine Kirchensitzung der Evangelisch Kirche PNGs ins Hochland kamen und nun wieder auf dem Heimweg nach Rumginae waren.

Die zweite Caravan kam gerade aus der Wartung und musste noch auf die entsprechenden Unterschriften im Wartungslogbuch warten.

Vorflugkontrolle zum Zweiten! Die Maschine steht noch im Hangar und nicht wie normal, an der Fluglinie.

 

Anstatt um 7:30 zu starten, war ich nun 4 Stunden später dran! 11:40 hob ich endlich ab! Das bedeutete, ich musste Flüge für den Nachmittag streichen und auf den nächsten Tag verlegen. 

Gerade als alles für den Start vorbereitet war und ich die Passagiere abholen wollte, rief mich unsere Flugdienstleiterin an. In Fuma gibt es eine Frau mit Nachgeburtsschwierigkeiten. Sie hatte bei der Geburt viel Blut verloren, und die Nachgeburt kam noch nicht; sie musste so schnell wie möglich ins nächste Krankenhaus geflogen werden. “Wie zufällig” lebte die Frau in einem Dorf dicht an der Flugstrecke zu meinem ersten Ziel. Ich konnte einfach eine Zwischenlandung machen, die Frau mit dem neugeborenen Baby und ihren Mann einladen und weiter zu meinem Ziel fliegen, das, wie es sich später herausstellte, auch die Stadt mit dem besten Krankenhaus für die Frau war. 

 

Die Patientin liegt in einer ihr angenehmen Position auf einer dünnen Matratze im Flugzeug

 

Plötzlich machte alles einen Sinn. Mein verspäteter Start wegen dem technischen Defekt im Bugrad und der medizinische Notfall konnten kein Zufall sein. Auch, dass meine Flugstrecke für diesen Tag direkt an dem Dorf der Frau vorbei führte und mein Ziel die Stadt mit dem besten Krankenhaus für die Frau war. Eine wunderbare göttliche Fügung!

Mandys Bürotür grenzt an unsere Abflughalle. Sie hat einige Gesprächsfetzen des Anrufs der Flugbetriebsleiterin und mir mitbekommen: “Medevac”, “Fuma”. Das war genug, dass sie ihre Arbeit unterbrach, rauskam, nachfragte und mir noch eine Segenstüte für die junge Familie in die Hand drückte. Wir Piloten denken an so was natürlich nicht… 😉

Nachdem die junge Familie ausgestiegen war, setzte ich meinen ersten solo Flugtag fort. Es gab fünf Passagiere zu einem Distriktzentrum im Süden des Landes zu fliegen. Zwei der Passagiere waren Teil eines Teams, dass sich um die Gesundheit der Menschen im Busch der ärmsten Provinz in Papua-Neuguinea kümmert. Sie hatten diese Woche ihren ersten Einsatz. 

Erster Einsatz für Mike Alpha India

Mathias hatte die Ehre, den ersten Einsatz auf P2-MAI, Mike Alpha India, zu fliegen. Mandy konnte in ihrer Rolle als „MAF Lokalreporter“ mit. 

Nach der ersten Landung in Madang wurden wir von der Flughafenfeuerwehr mit einem Wasserbogen begrüßt.

In Madang warteten Dr. Farnbacher mit seiner Frau sowie zwei lutherische Pastoren. Dr. Farnbacher war viele Jahre Missionar in PNG.

Seit ca. 15 Jahren leitet er für Mission Eine Welt die Missionsabteilung für PNG, den Pazifik und Ostasien. Die vier wollten zu einem Mitarbeiterbesuch nach Wasu, ein 40-minütiger Flug entlang der Ostküste. Die Alternative wäre eine 14-stündige Bootsfahrt. In Wasu betreibt die lutherische Kirche das ländliche Krankenhaus Etep. Es versorgt ca. 150.000 Menschen in der Region. 

In der Platzrunde über Wasu

 

Etep Krankenhaus

Auf dem Rückflug waren eine Hebamme und ein anderer Krankenhausangestellter an Bord, die für Verwaltungsangelegenheiten nach Madang bzw. Lae mussten. 

Anfang Februar beginnt in PNG das neue Schuljahr. Drei Lehrer und ihre Familien waren für Madang-Simbai gebucht, um ihren ersten Lehrauftrag an der Kanainj Primary School anzutre-ten, knapp 20km Luftlinie bzw. zwei Tage Fußmarsch von Simbai entfernt. Wir sahen Kanainj im Überflug, konnten aber nicht landen. Kanainj ist eine sehr kurze und steile Landebahn und erfordert daher spezielles Training für die Piloten. Leider steht für Mathias diese Trainingslandung noch aus…

 

Zu diesem Zeitpunkt wurde das Wetter immer schlechter, mehr und mehr Wolken bedeckten die Kammlinien, füllten die Täler und machten es 7km vor Simbai unmöglich, den Weg ins Tal zu finden. So flog Mathias direkt nach Mt Hagen. Am anderen Morgen flog Satish, ein Kollege, die Lehrer bei bestem Wetter nach Simbai.

 

Für unseren Heimatdienst haben wir ein Video erstellt von der Ankunft des Flugzeuges in Mt Hagen und dann dem Flug nach Madang und Wasu, inklusive Interview mit Dr Traugott Farnbacher:

Mike Alpha India – Die erste von sechs neuen Cessna Caravans

MAF PNG erhält in diesem Jahr sechs neue Cessna Caravan, C208. Die erste, Mike Alpha India, traf am 11. Februar 2019 ein und flog bereits am nächsten Tag den ersten Einsatz. Mittlerweile sind bereits zwei weitere neue C208 eingetroffen.

Mit dem Wechsel zu einer Caravan Flotte verabschieden wir uns von den Twin Ottern und den GA8 Airvans. Eine Flotte mit nur einem Flugzeugtyp wird die Pilotenausbildung und die Wartung effizienter gestalten, sowie langfristig den Service für die Dorfgemeinschaften im Einzugsgebiet der über 200 Landeplätze enorm verbessern.

Außer den sechs neuen Flugzeugen, die in 2019 ankommen, erwarten wir auch sechs neue Familien im Team, darunter vier Piloten, ein Mechaniker sowie eine Lehrkraft zur Unterstützung der Familien, die ihre Kinder zu Hause beschulen. Mandy ist Teil eines Teams, dass die Ankunft der neuen Familien koordinert. Da das Team gerade drei Mitglieder verloren hat, manches außerdem im Umbruch ist, gab und gibt es auch hier viel zu organisieren und kommunizieren.

Wir freuen uns auf die Veränderungen, die sich 2019 ergeben werden.