Bildung in PNG
Ein Morgen in der Schule
So kam es dann irgendwann, dass auch ich gefragt wurde, ob ich irgendwas mit den Kindern machen wolle in Sachen Englisch. Head, Shoulders, Knees and Toes … das Lied habenw ir dann gemeinsam gesungen und uns entsprechend bewegt. Die Kids hatten mächtig Spaß und kamen am Ende kaum noch hinterher, als das Tempo schneller wurde.
Den ersten Teil des Unterrichtsvormittags wurde viel rezitiert und gemeinsam gesprochen und gelesen. Anfangs ein Bibelvers, den die Kinder in einem Buch mitlasen. Die Lehrerin erklärte noch ein wenig die Bedeutung. Anschließend wurden sämtliche Tafelanschriebe und Lernplakate, die im Schulraum hingen, im Chor gelesen: Das Alphabet als Lautschrift, als Buchstabennamen und sogar als Phonetisches Alphabet, ein Anlautalphabet, Lautbeispiele der englischen Vokale mit Beispielwörtern, die Monatsnamen.
Danach wurde gemeinsam ein Storybook gelesen. Die Geschichte einer Entenfamilie auf Tok Pisin. Die Lehrerin las vor, danach die Kinder wieder im Chor, erst gemeinsam, dann die Mädels, dann die Jungs und am Schluss noch mal alle. Und wieder die Frage an uns, ob wir noch was machen wollen. Jetzt war Mathias dran – bei allen im Dorf und auch bei den Kinder eher bekannt als Pailot ;o)
Das Phonetische Alphabet war ein guter Impuls, den Kindern bisschen was aus der Fliegerei zu erzählen und ihnen zu erklären, dass jedes Flugzeug einen eigenen Namen hat. Schnell ist ein Flugzeug an die Tafel gemalt und den Kindern erklärt, an welcher Stelle sich die Namen des Flugzeuges befinden. Wir sind tags zuvor gekommen mit MFL – Mike, Foxtrott, Lima. Ein anderes Flugzeug heißt MFK. Wer kann den Namen lesen? Es dauert ziemlich lang, bis sich manche Kinder trauen, etwas zu sagen. Die Lehrerin flüstert von hinten … Mathias muss die Lösung selbst bringen. Ein weiteres Flugzeug, welches gerade von Australien nach Papua Neuguinea geflogen wird, hat folgenden Namen: MFM. Wer kann ihn lesen? … Wir merken, dass es den Kindern sehr sehr schwer fällt, das Auswendiggelernte anzuwenden und in die Praxis umzusetzen, wenngleich alles an der Tafel steht. Ein Kind schafft es dann schlussendlich doch, den richtigen Namen zu nennen: Mike, Foxtrott, Mike. Nun ist es auch nicht mehr lang bis zur großen Pause. Wir schenken der Schule noch einen Volleyball, der freudig entgegengenommen und sofort warmgespielt wird. Einerseits denken wir, dass hier mit wenigem viel gemacht wird. Das Dorf kann dankbar sein, dass eine Lehrerin einen Mann aus Moropote geheiratet hat und wohl auch längerfristig unterrichten wird an der Schule. Ihr Mann passt derweil auf das sechs Monate alte Baby auf. Die Ausstattung ist mit denen unserer deutschen Schulen kaum zu vergleichen. Andererseits liegt der Schwerpunkt auf dem Auswendiglernen. Die Anwendung und der Transfer fehlen. Die Lehrerin meint auch, dass es sehr viele sog. Langsamlernen in der Klasse gibt. Frühförderung in Elternhaus und Kindergarten, so wie wir es in Deutschland kennen, gibt es in PNG nicht. Kinder wachsen hier auf und werden von Anfang an in die Routinen des täglichen Überlebens eingebunden: Gartenarbeit, Wasserholen etc.
Lehrer gesucht
Isaak erzählt: Das ganze Dorf hat geholfen, die Schule für das neue Schuljahr herzurichten. Aber der Lehrer kam aus den Weihnachtsferien nicht zurück. Nun sind die Kinder daheim – sindaun nating, hängen rum.Leider keine Seltenheit in PNG. Wer lebt schon gern ein Jahr getrennt von seiner Familie und seinem Dorf irgendwo anders im Land? Dazu noch mitten im Busch, wo es nichts gibt und wo die Infrastruktur des Landes es einfach nicht hergibt, in den kurzen Ferien nach Hause zu reisen… Da ist dann auch ein eigenes großes Lehrerwohnhaus nicht Lockmittel genug…Am vorletzten Tag unseres Aufenthaltes klopfte es an unsere Tür. Samson, der Präfekt der Schule, also der, der sich um den Schulbetrieb kümmert. Er fragt, ob wir einen Waitskin kennen würden, der bereit wäre, nach Moropote zu kommen und die Schule zu übernehmen?