Flugalltag

Erster Alleinflug in der 3. Trainingswoche

Die letzte Woche verging wie im Fluge 😉 Zusammen mit Philipp, meinem schweizer Trainingspiloten, habe ich diese Woche fast alle Ecken meines Arbeitsgebietes kennengelernt. Dabei war das Wetter von Montag bis Mittwoch nicht besonders gut. Wir hatten viele Wolken und vereinzelt sogar Gewitter. Das Fliegen war mühsam und wir mussten uns oft in Bodennähe an unser Ziel herantasten. Die Regenzeit ist dieses Jahr länger und intensiver als in den vergangenen beiden Jahren, sagt unser deutscher Nachbar Martin Köhler. Erst am Donnerstag konnten wir im Sepik wieder „normal“ fliegen. Nur im Hochland, Richtung Telefomin, gab es Nebel und tiefe Wolken. So kam es, dass ein Passagier auf halbem Weg nach Telefomin in Ambunti aussteigen musste, während wir zwei andere Plätze angeflogen sind. Weil sich das Wetter in dieser Zeit nicht verbessert hatte, haben wir den Passagier in Ambunti am späten Nachmittag wieder abgeholt und zurück nach Wewak geflogen, wo er am Morgen eingestiegen ist. Damit hat der Passagier einen kompletten Tag damit zugebracht zu warten. Hier in PNG ist das manchmal nicht anders möglich und die Leute nehmen es gelassen. Dafür hat der Flug dann am nächsten Tag geklappt. Freitag: Informiert ein Pilot seine Passagiere darüber, wenn er das erste Mal allein ohne Fluglehrer unterwegs ist? – An Bord waren vier Bibelübersetzer von SIL (Summer Institute of Linguistic), die lange Zeit in dem Buschdorf Munduku im Sepik-Gebiet südlich von Wewak gelebt und gearbeitet haben. Diesmal fliegen die Bibelübersetzer, zwei Frauen und zwei Männer, nur zu Besuch nach Munduku. Die Begrüßung ist sehr emotional und es fließen Tränen. Scheinbar ist die Arbeit der Bibelübersetzer schon lange beendet. Ein Wiedersehen nach langer Zeit. Ich verabschiede mich von den SIL Bibelübersetzern bis zum nächsten Mittwoch und steige wieder ein. Bis ich meine Checks durchgearbeitet habe, ist von den Bibelübersetzern nichts mehr zu sehen. Ich starte und fliege in einem leeren Flugzeug wieder zurück nach Wewak. Ein seltsames, leichtes Gefühl 😉

Wertvolle Lektionen

Vergangene Woche war wettertechnisch sehr schlecht. Es ist Regenzeit und das beeinflusst unseren Flugbetrieb sehr. Wir mussten viele Flüge absagen, die wir gerne gemacht hätten, dafür fanden andere statt, die vielleicht wertvoller waren, als wir annehmen. Mein Kollege Martin Köhler hat am Samstag Flüge nachgeholt, die er ebenfalls unter der Woche nicht geschafft hat. Auf seinem letzten Flug hatte er einen ungeplanten Medevac. Eine schwangere Frau hatte Geburtsschwierigkeiten und musste so schnell wie möglich ins Krankenhaus. Martin erzählte, dass die Wehen bereits im Flugzeug angefangen haben und die Frau nach der Landung sofort ins Krankenhaus gebracht wurde. In letzter Minute. Und dies auch n icht von der örtlichen Ambulanz, die von unserm Basemitarbeiter dreimal angefunkt worden ist, sondern vom New Tribes Missions Pilot, der kurz vor Martin gelandet ist und sein Flugzeug bereits schon aufgeräumt hatte.
Zur Zeit ist Nord-West-Saison, dass bedeutet, schlechtes Wetter für das nördliche Flachland bzw. das Sepik-Gebiet. Am vergangenen Mittwoch haben wir besonders damit zu tun gehabt. Über Funk haben wir erfahren, dass unser Ziel frei von Wolken ist, und bereits zwei Flugzeuge gelandet sind. Also starten wir auch und denken, dass es schon einen Weg gibt ,um zu unserem Ziel zu kommen. Nach einer halben Stunde Flug sehen wir, dass eine breite und hohe Wolkenwand zwischen uns und dem Ziel liegt. Da wir nur Fracht geladen und Sauerstoff an Bord haben, versuchen wir, die Wolkenwand zu übersteigen. In 5 Kilometer Höhe sehen wir aber immer noch keinen blauen Himmel und treffen die Entscheidung umzukehren. Auf halben Weg nach Wewak landen wir auf dem Flugplatz Ambunti, um Kräfte und Sprit zu tanken. Wir sind enttäuscht, dass wir keinen Weg gefunden und bisher nur Kosten verursacht haben. Aber es gehört zum Training dazu, wertvolle Erfahrungen zu sammeln, die oftmals nicht kostenlos zu haben sind. Aber damit noch nicht genug, es gab noch eine Lektion. Nach dem Anlassen des Motors in Ambunti hat ein Fluginstrument nicht ordnungsgemäß funktioniert. Wir beobachten das Instrument und rollen zum Start. Kurz vor dem Start treffen wir die Entscheidung, den Senior-Piloten anzufunken. Der Senior-Pilot ist vergleichbar mit einem Abteilungsleiter und ist verantwortlich für alle GA8, die in PNG für MAF fliegen. Es dauert eine Zeit, bis wir den Senior-Piloten über Funk erwischen, denn er ist gerade in einer anderen Region unterwegs. Er gibt uns die Erlaubnis, trotzdem zu starten, aber mit der Auflage, die Mechaniker in Mt. Hagen zu informieren. Wir haben alles versucht, aber die Mechaniker in Hagen gehen nicht ans Funkgerät. Eigentlich müssen sie jederzeit erreichbar sein, aber manchmal gibt es solche Tage … Wir starten und fliegen noch trainingshalber verschiedene Landeplätze an und sind bald wieder zurück in Wewak. Dieser Tag war voller guter Lektionen.

1. Trainingswoche im Sepik

Am Montag begann meine Sepik-Einweisung. Phillip Sutter, ein schweizer MAF-Pilot war hier schon eineinhalb Jahre stationiert und kennt sich aus. Er zeigt mir, wie man sich in einem Gebiet zurechtfindet, dass so groß wie Baden-Württemberg und Bayern zusammen ist. Das Sepik-Gebiet hat seinen Namen von dem Fluss Sepik, der im Hochland entsteht, nach Indonesien fließt und dann wieder in einem weiten Bogen nach Papua Neuguinea zurückkommt. An beiden Ufern ist der Sepik meilenweit flach. Große Waldgebiete wechseln sich mit großen Lichtungen ab. Nur ab und zu sehe ich ein Dorf. Es ist kaum zu glauben, dass da Menschen wohnen. Ganz im Norden wird der Sepik durch das Küstengebirge mit bis zu 1000 Meter hohen Gipfeln abgegrenzt. Im Süden ist das Hochland von PNG eine natürliche Grenze. Die Landeplätze, die ich in Zukunft anfliegen soll, liegen meistens im Flachland um den Sepik herum. Aber auch Landeplätze im südlichen und nördlichen Gebirge gehören zu meinem neuen Arbeitsgebiet.
An meinem ersten Flugtag am Montag sind wir nach Nuku geflogen. Dort haben wir vier Studenten eingeladen, die zu ihrer Schule nach Tadji mussten. Die normale Flugzeit beträgt 17 Minuten. Nach dem Start in Nuku war uns schnell klar, dass wir länger brauchen würden. Rings um uns herum haben sich innerhalb einer halben Stunden Wolken gebildet und es begann zu regnen. Auf der Suche nach einem Ausweg haben wir in einem Wolkenloch Kreise gedreht und sind dabei gestiegen. Aber der ersehnte blaue Himmel ließ sich einfach nicht finden, stattdessen nur noch mehr Wolken. Also wieder sinken und zurück nach Nuku fliegen. Vielleicht können wir dort landen und einfach eine Stunde warten. Das Wetter in Nuku hatte sich mittlerweile auch verschlechtert und es erschien uns, dass es lange dauern wird, bis sich das Wetter aufklart. Die Zeit verging und unser Sprit im Tank auch. Wir waren schon wieder dicht über dem Boden angekommen, als wir unter den Wolken eine Lücke entdeckten. Der Ausweg in Richtung des flachen Sepikgebietes, genau entgegengesetzt zu unserem eigentlichen Ziel, aber wir wollten einfach nur raus aus dem Küstengebirge, dass sich langsam immer mehr mit Wolken zuzog. Kaum waren wir über dem Sepik angekommen, mussten wir wieder steigen um die Wolken zu überqueren, die jetzt zwischen uns und unserem Ziel standen. Die Zeit verging und es dauerte über eine Stunde bis wir endlich landen konnten. Wir hatten auf diesem Flug mehr Sprit verbraucht als geplant und gerade noch genug Reserven, um nach Wewak zurückzufliegen.
Das Wetter war am Dienstag wieder ganz angenehm und frei von irgendwelchen Wolken. Um den Tag trotzdem etwas interessanter zu machen, hat sich Phillip überlegt, dass wir eine Trainingslandung in Maposi machen können. Maposi ist ein kleines Dorf im Urwald mit einer relativ kurzen Landebahn. Wir schauen uns den Platz aus der Luft immer genau an, bevor wir landen. Aber diesmal ist uns entgangen, dass das Gras schon lange nicht mehr gemäht wurde. So sanken wir beim Landen in hüfthohes Gras und hatten mit dem Anhalten keine Schwierigkeiten. Die Grashalme schlangen sich um die Fahrwerksbeine und brachten die Maschien schnell zum Halten. Was eine kurze Trainingslandung werden sollte, war nun ein Arbeitsauftrag: Zusammen mit dem Einheimischen mussten wir eine kleine Schneise für unser Flugzeug aus dem Gras freischneiden, sodass wir wieder starten und weiterfliegen konnten. Es hat nur drei Stunden gedauert, bis zwölf Einheimische mit Buschmessern und ein alter Rasenmäher, der mit dem langen Gras hoffnungslos überfordert war, eine dreihundert Meter lange und drei Meter breite Gras-fläche gemäht hatten. Bei über 30 Grad und ohne Schatten kommt man dabei ganz schön ins Schwitzen. Wir waren vielleicht froh und dankbar, dass bei diesem kleinen Zwischenfall am Flugzeug nichts beschädigt wurde und wir unser Programm an diesem Tag noch erledigen konnten. Neben einem dicken Sonnenbrand haben wir eine Menge Erfahrung gesammelt!

Am Freitag haben wir eine Ladung Medizin Pakete nach Nuku geflogen. Auf dem Bild laden wir die Pakete gerade aus. Die Pakete sind für die kleinen Busch-Krankenstationen im Umkreis von Nuku bestimmt und müssen noch stundenlang durch den Busch getragen werden.
Die erste Trainingswoche war anstrengend, weil es jeden Tag etwas Neues zu lernen gab und ich mich noch an die Hitze gewöhnen muss. Noch zwei Wochen und dann sollte ich die ersten Flüge ohne Einweiser machen können. Ich freu mich schon darauf!

Noch einmal auf der Twin Otter

Mathias war hier in Mt. Hagen noch einmal 2 Tage für die Twin Otter eingeteilt. Donnerstag gegen halb vier rief Mathias an, dass er eventuell heute nimmer heim kommt und auswärts übernachten muss. Evtl. steht noch ein Touristenflug an die Küste an. Und diese hätten 15 Uhr am Flugplatz sein sollen. Wenn sie in der nächsten halben Stunde noch kommen, können sie fliegen. Aber zeitlich wird es dann wohl knapp, vor Sonnenuntergang wieder zurück zu sein. Zu blöd! Denn mit Martin wollten uns noch einen schönen Abend zu dritt machen, ihn ausfragen über Wewak, Bilder schauen … Aber wenn Mathias nicht da ist, muss sich Martin einen anderen Übernachtungsplatz suchen. Das sind die Regeln …
Mathias rief dann 20 nach 5 aus Madang an. Es hätte reichen können. Denn sie sind 17 Uhr in Madang gelandet und der Tankwagen war auch bestellt. Der Tankwart entschied dann aber, zuerst die große Fokker 100 von Air Niugini zu betanken, die 3 Minuten nach ihnen gelandet war – und das war dann das Aus für die Twin Otter. Hätten sie 20 nach 5 starten können, hätten sie es noch nach Mt. Hagen zurück geschafft.
Ich habe Martin noch „gefüttert“. Das ist die englische Ausdrucksweise, wenn man Übernachtungsgäste hat und ihnen Abendessen serviert. Seltsam, seltsam diese Engländer, Australier und wie sie alle heißen … ;o)

Letzter Flugtag in Goroka


Ich hatte die komplizierteste Papierarbeit seit ich in Goroka bin. Wir hatten beim Start in Goroka zum ersten Mal Passagiere für drei Ziele an Bord. Dazu kam das ganze Gepäck. Die Herausforderung bei gemischter Ladung ist, dass alles Gepäck auch wirklich am richtigen Bestimmungsort ausgeladen wird. Nicht selten sagt mir unser Lademeister vor dem Abflug noch, dass dieser Schirm, diese Schachtel oder diese Tasche nicht nach Boikoa gehört sondern nach Ande. Wichtige Informationen schreiben wir uns auf die Hand, damit wir den Überblick behalten. In Boikoa verlässt das erste Drittel der Passagiere unser Flugzeug und wir laden ein Drittel unserer Fracht ab. Wir nehmen keine weiteren Passagiere auf, was die Papierarbeit sehr erleichtert. Weiter geht es nach Marawaka, wo das zweite Drittel der Passagiere aussteigt und ein weiteres Drittel der Fracht mitnimmt. Jetzt wird es spannend. Die erwarteten Kaffeesäcke sind nicht da. Dafür gibt es sieben Passagiere, die nach Goroka mitfliegen wollen. Wir müssen die restliche Fracht im Flugzeug so verteilen, dass das Gleichgewicht stimmt. Unser nächstes Ziel Ande ist nur fünf Flugminuten von Marawaka entfernt. Dort lassen wir das letzte Drittel der Passagiere zurück, die wir in Goroka an Bord genommen hatten. Zu den sieben Passagieren von Marawaka nach Goroka kommen in Ande noch 26 Kaffeesäcke dazu und unsere Twin Otter ist bis zum maximalen Startgewicht vollgeladen. Wir starten für den Heimflug. Wegen dicken Gewitterwolken müssen wir minutenlang im Tal steigen, bis wir unsere Sicherheitshöhe erreicht haben und durch die Wolken durch nach Goroka fliegen können. Mein letzter Twin Otter Flug in Goroka endet unspektakulär. Es war ein kurzer Tag heute, mit insgesamt 1,8 Flugstunden und 4 Arbeitsstunden. Ich bin froh und nutze den Rest des Tages, unseren Umzug zu planen.

Ein Tag mit der Twin Otter

Letzte Woche Freitag habe ich einen der spektakulärsten Landeanflüge in PNG miterleben dürfen. Als Erster Offizier darf ich diesen Landeplatz zwar leider nicht anfliegen, aber zuschauen und Bilder machen war mit nicht verwehrt. Der Landeanflug führt zwei Minuten im Tiefflug durch ein Tal bis man endlich um eine Kurve biegt und die Landebahn direkt vor sich hat. Wonanara heißt der Landeplatz, an dem wir ca. 600 kg an Fracht absetzen und Passagiere aufnehmen. Dann geht es weiter ins Marawaka-Tal, wo wir den Rest des Tages immer wieder rein- und rausfliegen. Später am Nachmittag werden wir von unserer Base angefunkt und uns wird mitgeteilt, dass wir eine kranke Frau aus Owena abholen sollen. Als wir ins Owena landen, wird die Frau gebracht. Sie kann nicht mehr laufen. Am Abend zuvor wurde sie von einer giftigen Schlange in den Fuß gebissen und wir können sehen, dass die Vergiftung schon weit fortgeschritten ist. Sie muss so schnell wir möglich in ein Krankenhaus, um das Gegenmittel zu bekommen. Der Flugpreis ist von der Baptistenmission bezahlt. Noch vor dem Start in Owena funken wir unsere Base in Goroka an, dass ein Krankenwagen bestellt wird. 20 Minuten dauert der Flug. Der Krankenwagen ist nicht da, als wir landen. Wir vermuten, das die vier Krankenwagen in Goroka als öffentliche Transportmittel unterwegs sind, Mitarbeiter nach Hause fahren oder in sonst einem Auftrag unterwegs sind, der nicht dem ursprünglichen Zweck eines Krankenwagens gerecht wird. Wir entscheiden uns, den MAF-Bus zu nehmen und fahren die kranke Frau mit ihrer Begleitperson selber ins Krankenhaus. Leider wissen wir nicht, wie es der Frau inzwischen geht und ob sie die Nacht überstanden hat.

Interessante Fracht


Stahlträger, Stahlseile, Stahlgeflecht und noch manch anderes waren diese Woche unter anderem im Frachtraum der Twin Otter. Alles für ein Dorf in den Bergen: Ambulua. Zusammengesetzt ergibt die Fracht dann mal eine Brücke.

Doppeljubiläum

Jeder Pilot muss seine Flugstunden und Landungen in ein Flugbuch schreiben. Damit werden die Erfahrung eines Piloten und die gesetzlich vorgeschriebenen Tests dokumentiert. Als ich vergangene Woche mein Flugbuch wieder auf den neuesten Stand gebracht habe, habe ich dabei zwei Jubiläen entdeckt. Das erste Jubiläum war meine 3000. Landung, gezählt in allen Flugzeugen, die ich jemals geflogen habe. Das zweite Jubiläum war meine 1000. Flugstunde in der Twin Otter, die ich bisher als Erster Offizier in PNG flog. Ich werde nach den neuesten Planänderungen noch bis Ende November in der Twin Otter fliegen und danach freue ich mich auf das Training in einem einmotorigen Flugzeug als Kapitän.

Reifenschaden



Ich hatte schon davon gehört und wusste, dass es passieren kann. Jetzt ist es auch mir passiert: ein Reifenschaden an der Twin Otter. Wir kamen gerade am Nachmittag mit unserer Twin Otter von dem Buschlandeplatz Boikoa mit einer vollen Ladung Kaffeesäcke nach Aiyura zurück, wo wir die Kaffeesäcke ausladen und unsere Twin Otter auftanken können. Die Landung war routiniert und auf der Sandlandebahn eher weich als hart. Als das Flugzeug gerade am Ausrollen war – das Bugrad hatte schon Bodenkontakt – übergab ich die Kontrolle an den Kapitän, der kurz darauf ein unregelmäßiges Holpern am Bugrad feststellte. Er wusste genau, wie sich ein platter Reifen anhörte und manövrierte unsere Twin Otter von der Landebahn weg. Der Reifen blieb zum Glück auf der Felge drauf und wir konnten das Flugzeug noch steuern. Aiyura ist ein Landeplatz im Hochland von PNG, an dem der Flugdienst von Wycliff (SIL) stationiert ist. Dort hat SIL auch eine eigene Werkstatt zum Warten der Flugzeuge. Schnell waren zwei Mechaniker bei uns und untersuchten den Schaden: der Reifen war kaputt und konnte nicht mehr repariert werden. Wir telefonierten mit unserem Chefpiloten. Am Ende musste ein Flugzeug vom MAF-Hauptquartier in Mt. Hagen mit einem Ersatz-Bugrad ca. 45 Minuten nach Aiyura fliegen, wo wir das Bugrad dann ersetzten. Die Reparatur dauerte zum Glück nicht lange, sodass wir eine dreiviertel Stunde vor Sonnenuntergang Richtung Goroka starten konnten. Wir waren froh, wieder in der Luft und auf dem Heimflug zu sein. Aber noch war unser kleiner Zwischenfall noch nicht ganz ausgestanden. Denn jetzt waren wir so spät dran, dass die Nachmittagsgewitter im Goroka-Tal sich voll entwickelt hatten und schon aktiv waren. Zwischen Goroka und uns hatte sich ein großes Regengebiet breit gemacht und versperrte uns den Anflug. Wir suchten unseren Weg am Rande des Gewitters vorbei und landeten schließlich so spät, wie schon lange nicht mehr, an unserem Heimatflughafen Goroka.

Noch mal davon gekommen

Gestern waren wir wieder im Marawaka-Tal unterwegs, um von dort Kaffeesäcke nach Aiyura zu fliegen. Boikoa ist ein kleiner Landeplatz in diesem Tal, dessen Landebahn sogar gebogen ist. Bei der Landung muss der Pilot das Flugzeug nach rechts steuern, um in der Mitte der Bahn zubleiben. Beim Start in die entgegengesetze Richtung ist die Kurve nach links. Der Landeplatz liegt parallel zu einem Berghang und ist, abgesehen von der Kurve und einer kleinen Steigung, nicht schwierig. Bei der Landung am Nachmittag hing schon eine kleine Wolke über dem Platz und mahnte uns zur Eile. Es regnete schon, als wir das Cockpit verließen, um den Einheimischen unsere Anweisungen zu geben: vier Kaffeesäcke in den hinteren Frachtraum, 32 Kaffeesäcke in die Kabine unserer Twin Otter und alles so schnell wie möglich. Wir waren so emsig mit dem Einladen der Säcke und dem Ausfüllen der Frachtpapiere beschäftigt, dass wir in 15 Minuten wieder startbereit waren. Kaum saßen wir erschöpft im Cockpit und schauten aus dem Fenster, glaubten wir kaum, was wir da sahen: eine dicke Wolke hatte sich über dem Landeplatz gesenkt und wir konnten kaum 100 Meter weit sehen. Der Kapitän ließ die Motoren an und wir rollten mit viel Lärm der Motoren den Berg hoch zum Beginn der Startbahn. Dort drehten wir rum und standen in Startposition. Da saßen wir nun und warteten darauf, dass sich die Wolke hebt, ein Wolkenloch vorbei kommt oder der Wind den Nebel vertreibt. Nichts dergleichen geschah und nach 15 Minuten stellten wir die Motoren ab, um Treibstoff zu sparen. Mussten wir am Ende dort übernachten? Wir hatten gerade das Cockpit verlassen, um uns jeden Abschnitt der gebogenen Startbahn genauer anzuschauen und das Risiko abzuschätzen, als sich der Nebel genauso plötzlich lichtete, wie er gekommen war. Wir rannten zurück zum Flugzeug, sprangen ins Cockpit und ließen die Motoren an. In weniger als 5 Minuten waren wir glücklich in der Luft und auf dem Heimweg. Da waren wir knapp an einer Übernachtung auf einem Strohlager in einem kalten Bergdorf im Hochland von PNG vorbeigekommen…