Kultur

Ein etwas anderer Gottesdienst

Wir waren eingeladen zu einem Festgottesdienst der katholischen Kirche zum St. Benediktstag auf dem Campus der Divine University, einer Lehrerausbildungsstätte. Das Motto St. Benedikt´s war wohl: Arbeite und bete. Auf dem Plakat hinter der Kanzel wurde es dem Unialltag angepasst: Arbeite, studiere, bete.

Außerdem erhielt die Kirchengemeinde des Campus an diesem Tag eine neue Garamut. Das ist eine Trommel, mit der zum Gottesdienst eingeladen (getrommelt bzw. geläutet…) wird.
Der Gottesdienst und die Übergabe der Garamut waren begleitet von traditionellen Sing Sing Prozessionen verschiedener Provinzen, aus denen die Studenten kamen. So wurde die Garamut von ihrem Hersteller durch ein Schwein, Buai-Dolden und Kulaus „abgekauft“ und sogar noch darüber hinweg getragen. Während des Gottesdienstes wurde sie geweiht, besprochen und benamt (nun ja, etwas seltsam irgendwie…). Einzelne Gottesdienstelemente wurden auch durch Prozessionen umrahmt, so zum Beispiel wurde die Bibel von einer Sing Sing Gruppe zum Altar vorgesungen bzw. -getragen; ebenso das Opfergeld.
Was uns wirklich auch beeindruckt hat und was wirklich Spaß gemacht hat, war die Musikband, die in typisch südländischem Rhythmus die Anbetungslieder begleitet hat.

Straßenschlacht und Bierparty

In diesem Haus wohnen wir, und zwar in der Wohnung unten rechts.Und steht man vor der Tür der Wohnung oben links und schaut über den Zaun, kann man das Geschehen auf dem Soccerfeld aus bester Perspektive mitverfolgen…

Sonntagnachmittag. Wir waren in der Stadt spazieren. Auf dem Rückweg sind wir noch fast in eine Straßenschlacht hineingekommen. Dabei sagte Mathias kurz vorher noch, dass er sich in Mt.Hagen wesentlich sicherer fühlt als bei seinem ersten Einsatz damals. Gegenüber von unserem Compound ist ein riesiges Soccerfeld. Am Wochenende spielen hier immer diverse Mannschaften gegeneinander. Ich frage mich immer, wie sie wissen, wer zu welcher Mannschaft gehört, da sie nur höchst selten gleiche Shirts anhaben. Jedenfalls wie wir so die Straße zu unserem Compound liefen, rannten auf einmal einige in die gleiche Richtung. Ein LKW, der scheinbar dort am Feldrand parkte, wollte losfahren. Die Leute griffen zu Steinen und bewarfen den LKW. Auch als dieser langsam Fahrt aufnahm, rannten die Leute hinterher und warfen Steine. Wir haben uns an den Zaun am Straßenrand gedrückt und hofften, keine Steine abzukriegen… Das ganze beruhigte sich so schnell, wie der LKW wegfahren konnte. Auf dem restlichen Stück Weg lachten uns die Leute an, amüsiert über die Szene gerade eben. Hm, was soll man dazu sagen? Was geht in den Menschen vor, dass sie von jetzt auf gleich so gewalttätig werden? Warum lassen sich alle von so etwas anstecken und machen mit? Für uns sind solche Szenen, die anscheinend jederzeit ausbrechen können und so schnell vorbei sind wie sie angefangen haben, unverständlich. Eine ähnliche Szene hat sich am Freitag irgendwo auf dem Highlands Highway zwischen Mt.Hagen und Goroka abgespielt: Ein Truck, beladen mit Bier, kam von der Straße ab und landet im Graben. Was machen die Leute? Die stürmen den LKW, brechen den geladenen Container auf und bedienen sich. Bierparty for free! Augenzeugen sage, fast jeder aus den drei umliegenden Dörfern war besoffen. Was kann diesem Land und den Menschen wirklich helfen, dass zu einem der korruptesten Länder der Welt gehört. Auch stand in der Zeitung, dass sich Port Moresby, die Hauptstadt zu einer der kriminellsten Städte der Welt entwickelt. Was feiert das Land, worauf kann es stolz sein, wenn es seinen Unabhängigkeitstag zelebriert? Viele Leute, die schon lange im Land sind oder hier aufgewachsen sind und nun auf einen Besuch kommen, sind enttäuscht und traurig, wie bergab es mit dem Land gegangen ist in den letzten Jahren. So sind auch wir gespannt, wie viel Entwicklung wir hier vor Ort mitverfolgen können und in welche Richtung diese geht. Manchmal könnte man wohl ziemlich frustriert das Handtuch werfen. Dann muss man wiederum auf die Menschen blicken, die nach vorne denken und sich für ihr Land engagieren oder auf die, die dankbar sind um jede Flugzeuglandung in ihrem abgeschiedenen Dorf, die Hilfe bringt oder der ersehnte Weg zum Arzt ist…

Nikolaus lässt grüßen

Wir haben gehört, Deutschland sieht weiß. Vom Erzgebirge bis zum Schwarzwald, über Wetzlar bis hoch nach Bremen. Cool! Ja, kalt ist es wohl auch. Hier nicht! Aber auch hier herrscht Weihnachtsstimmung, zumindest äußerlich. Die zwei roten Herren zieren das Dach unseres „ALDIs“ hier in Mt.Hagen. Noch eines dieser Pärchen steht auf einem anderen Supermarkt. Im Laden selbst stehen zwei tanzende Weihnachtsmänner und beim Einkaufen diese Woche habe ich sogar einen „echten PNG-Nikolaus“ gesehen: schwarze Haut und schneeweißer Bart. ;o)

Kultur pur



und wir mittendrin! Heute und morgen findet die alljährliche Goroka-Show statt. Das heißt, viele verschiedene Volksgruppen präsentieren sich in ihren traditionellen Kostümen und mit ihren typischen Rhythmen und Tänzen. Es war total beeindruckend, wie die Menschen jeweils gekleidet bzw. geschmückt und bemalt waren, teilweise ziemlich aufwändig. Da kommt alles mögliche zur Verwendung, Naturmaterialien wie Gräser und Blätter, Muscheln, Federn, Schweinezähne – eben das Typische aus der Gegend, Perlen etc. Man wusste gar nicht, wo man zuerst hinschauen sollte. Das ganze zeigt, dass wir hier momentan in einem kulturell wirklich sehr bunten und reichen Land daheim sind. Auf diese Traditionen, insbesondere die Kostüme und die damit verbundene Handarbeit können die Papua Neuguienesen wirklich stolz sein und es bleibt zu hoffen, dass sie sich diese Identität bewahren. Nicht ausgeschlossen bleibt natürlich, dass mancher Tanz, manches Lied, manche Maske in Zusammenhang mit dem Geisterkult oder mit Kampfhandlungen steht. Und hier haben wir auch unsere Aufgabe und Verantwortung, den Menschen die Freiheit in Jesus Christus zu bringen und vorzuleben.