Medevac
Samarie’s Geschichte
Am 22. März 2024 brachte Samarie in ihrem Heimatdorf Mengamenau Zwillinge zur Welt. Die Geburt ihres ersten Zwillings, Sanda, verlief ohne Komplikationen. Doch als der zweite Zwilling, Jared, zur Welt kam, blieb seine Plazenta in Samaries Gebärmutter zurück. Ihr Dorf erkannte den Ernst der Lage und rief um Hilfe. Der Gesundheitshelfer aus dem Nachbardorf Mengau wollte helfen, konnte aber nicht kommen, weil er den Fluss Yuat nicht überqueren konnte.
Nach vielen Hilferufen und Gebeten konnte drei Tage später ein Flugzeug von Mission Aviation Fellowship Samarie und ihre Zwillinge abholen und ins Krankenhaus nach Kompiam bringen. Das war wirklich ein Wunder, denn es war das erste Mal seit vielen Jahren, dass ein Flugzeug in dem Dorf Mengamenau landete.
Samarie kam im Distriktkrankenhaus von Kompiam in einem sehr schlechten Zustand an. Samarie hatte viel Blut verloren und war septisch, da die Plazenta zurückgehalten wurde und sich nun zersetzte. Noch schlimmer war, dass der kleine Jared dieser Infektion ausgesetzt war, da er noch durch die Nabelschnur mit Samarie verbunden war.
Trotz aller Bemühungen des Krankenhauspersonals starb der kleine Jared an seinem fünften Lebenstag an dieser Infektion. Samarie erholte sich zwar, aber sie trauert sehr um ihren Sohn. Samarie verbrachte mehrere Tage im Distriktkrankenhaus von Kompiam, wo sie bereitwillig ihre Geschichte erzählte (mit und durch ihre Schwiegermutter Yabame, die als Übersetzerin fungierte und sie nach Kompiam begleitete). Samarie und Yabame sprachen offen über die Notwendigkeit einer Brücke über den Yuat-Fluss und betonten die positiven und enormen Auswirkungen, die eine einfache Brücke auf ihre Gemeinde haben würde.
Samarie, Baby Sanda und Yabame kehrten am 18. April 2024 wohlbehalten nach Mengamenau zurück – wieder mit einem MAF Flug. Nur wenige Wochen nach ihrer Ankunft erkrankte Baby Sanda an einer Atemwegserkrankung. Da es keine Brücke gab, konnten sie nicht medizinisch behandelt werden. Eine Woche später verstarb die kleine Sanda.
Die große Trauer über den Verlust eines Kindes ist für Samarie nichts Neues. Sie ist Mutter von fünf Kindern, von denen heute nur noch eines lebt. Das liegt daran, dass sie keinen Zugang zu Gesundheitsdiensten hatte. Wir glauben, dass die Babys Jared und Sanda heute noch leben würden, wenn es eine Brücke über den Yuat-Fluss gegeben hätte.
Dieser Kurzfilm erzählt die Geschichte von Samarie, die den herzzerreißenden Verlust ihrer Zwillinge erlebt hat. Er zeigt, wie wichtig der Bau einer Brücke über den Yuat-Fluss ist. Wir möchten euch ermutigen, das Video anzusehen und darüber nachzudenken, wie ihr Samarie und ihrem Dorf eure Liebe zeigen könnt. Wir bitten euch, zu spenden, zu beten und diese Geschichte mit euren Familien, Freunden, Gemeinden und Kollegen zu teilen.
Bitte helft mit, diese Brücke zu bauen.
Weitere Informationen findet ihr auf der Baby Jared Bridge Website.
Die Brücke wird von AT Projects gebaut, einem Bauunternehmen mit Sitz in Goroka, Papua-Neuguinea. AT Projects ist darauf spezialisiert, mit ländlichen Gemeinden zusammenzuarbeiten, um deren Lebensqualität durch Bauprojekte wie dieses zu verbessern. Dieses Projekt wird von mehreren gemeinnützigen Organisationen unterstützt, darunter das Kompiam District Hospital, die Enga Baptist Union und AT Projects.
Für Updates folget dem Projekt auf Facebook oder Instagram unter @babyjaredbridge
Intensivmedizin im Busch
Ein Bericht von Dr Diana Zwijnenburg, Ärztin am Krankenhaus in Kompiam.
Der Anruf kam an einem Freitagmorgen. Es war ein schöner und sonniger Tag und ein medizinischer Evakuierungsflug (Medevac) von Pyarulama in unser Krankenhaus in Kompiam wurde angefordert. Pyarulama ist ein kleines Dorf, etwa 12 Flugminuten entfernt. Zu Fuß zu gehen über das schroffe und bergige Gelände würde mindestens zwei volle Tage dauern – für eine gut durchtrainierte und fitte Person!
Am Morgen dieses Freitags arbeitete ein Mann unter seinem Haus als es über ihm zusammenbrach. Glücklicherweise war er der einzige Verletzte. Er wurde unter den Trümmern hervorgezogen und war schwer verletzt. Mathew, der örtliche Gesundheitsarbeiter (CHW), informierte uns, dass der Mann ein gebrochenes Bein und vielleicht ein gebrochenes Becken habe und vor Schmerzen schrie. Ob es noch andere, innere Verletzungen gab, war schwer einzuschätzen. Also wiesen wir ihn an, etwas Morphium zu geben und fragten einen Medevac bei MAF an.
MAF reagierte schnell, aber ein verfügbares Flugzeug war noch mit anderen Aufträgen in der Western Provinz beschäftigt, also mussten wir warten. Wenige Stunden später kam endlich die ersehnte Nachricht. Das Flugzeug war frei und flog nach Pyarulama, um unseren Patienten abzuholen.
Es war fast 17 Uhr, als der Patient eintraf. Der Mann, etwa Ende vierzig, war in ein Moskitonetz und andere Tücher gewickelt, offensichtlich um ihn ins Flugzeug zu tragen. Er war kaum ansprechbar und zusammen mit einer Gruppe von Männern zogen wir ihn auf unsere Trage und trugen ihn für die kurze Fahrt von der Landebahn zum Krankenhaus zu unserem Krankenwagen.
Bei der ersten Untersuchung atmete er gut, obwohl er kaum bei Bewusstsein war, aber ich war besorgt über Anzeichen einer Schädelbasisfraktur, da Blut aus seinem Ohr floss. Sein rechter Oberschenkel war offensichtlich gebrochen, und es gab eine hässliche Schürfwunde mit sich entwickelnden Blutergüssen auf der Vorderseite seiner Brust. Ansonsten schien er ok zu sein. Unser Röntgengerät war kaputt, aber wir haben ein Ultraschallgerät, was in dieser Situation ein echter Segen war. Dieses zeigte, dass weder die Lunge kollabiert war noch dass Blut in seinem Unterleib oder Becken gab. So war ich ziemlich sicher, dass es keinen größeren Beckenbruch gab. Dann war da noch das Problem, seinen Hals zu schützen, was bei einem solchen Trauma Standard ist. Ich hatte kein Röntgenbild, um dies zu überprüfen, aber mit reduziertem Bewusstsein und einem großen ablenkenden Beinbruch konnte sein Hals sowieso nicht freigemacht werden. Allerdings wackelte sein Kopf seit dem Unfall bis jetzt ungeschützt herum und er konnte noch alle Gliedmaßen bewegen. Soll ich ihm eine schlecht sitzende Halskrause anlegen, mit dem Ergebnis, dass ich den Druck in seinem Kopf erhöhe und das Ergebnis einer möglichen Schädelbasisfraktur verschlimmere? Ich entschied, dass das wahrscheinlich schlimmer sei, also beließ ich den Hals in der Annahme, dass er unverletzt war. Wir nahmen Blut ab, um sein Blutbild und seine Blutgruppe zu überprüfen, und holten die OP-Schwestern dazu, um einen Zugstift einzusetzen. Unter leichter Sedierung und viel örtlicher Betäubung führte ich einen Zugnagel in seinen Unterschenkel ein und hängte auf der Station einige Gewichte daran. Dadurch sah sein gebrochenes Bein sofort viel gerader aus.
Am nächsten Tag sah er schon viel besser aus. Er war jetzt bei vollem Bewusstsein, und es deutete darauf hin, dass eine leichte Kopfverletzung zusammen mit dem Morphin, das ihm verabreicht wurde, ein plausibler Grund für seine Schläfrigkeit am Vortag war. Er war klinisch stabil und wusste, wo er war, aber er erinnerte sich nicht, was passiert war. Seine Beinschmerzen waren erträglich und er war guter Dinge.
Stück für Stück konnten wir die ganze Geschichte erfahren. Er hatte unter seinem Haus gearbeitet, als das Haus einstürzte. Genau der Bereich des Hauses mit den Steinen, die als Teil der Feuerstelle verwendet werden, fiel auf seine Brust und Holzbalken auf seinem Bein.
Diese Steine sind ziemlich groß und wenn sie aus einer Höhe von 2 Metern fallen, verursachen sie erheblichen Schaden. Ich machte mir Sorgen um seine Brust. Ich untersuchte ihn erneut, konnte aber keine gebrochenen Rippen finden. Dann besprachen wir mit dem anderen Krankenhauspersonal, dass wir erwarten könnten, dass sich sein Zustand aufgrund von Lungenprellungen in den nächsten 1-2 Tagen stark verschlechtern würde, wenn seine Geschichte so stimmt.
Wir mussten nicht lange warten, denn am nächsten Morgen brauchte er eine Nasenkanüle für zusätzlichen Sauerstoff. In den folgenden 24 Stunden verschlechterte sich sein Zustand weiter. Als wir unsere Visite beendeten und ihn erneut untersuchten, atmete er schwer, und trotz hoher Sauerstoffgabe war der Sättigungsgrad bei nur 60-70%. Es würde noch ein paar Stunden dauern, und wir müssten mit seinem Tod rechnen. Es sei denn … wir könnten ihn intubieren und an ein Beatmungsgerät anschließen, bis seine Lungen soweit geheilt sind, dass er wieder selbstständig atmen kann. In den meisten Krankenhäusern in jedem Industrieland wäre das eine unkomplizierte und einfache Entscheidung. Aber hier sind wir mitten im Nirgendwo, mit wenigen Ressourcen und Personal, welches noch nie einen intubierten Patienten gesehen, geschweige denn betreut hat. Hier war es ein ganz anderer Denkprozess. Viel Zeit zum Nachdenken blieb jedoch nicht. Ich sprach mit der Familie, die zuzustimmen schien, obwohl ich denke, dass sie allem zugestimmt hätten, was diesen Mann am Sterben hätte hindern können.
Ich suchte einige Sachen zusammen. Ein einfaches sauerstoffbetriebenes Beatmungsgerät, die Intubationsgeräte, die Saugmaschine von der Entbindungsstation und verschiedene Medikamente, die ich brauchte. Ich war mit zwei sehr kompetenten Assistenzärzten und einem Krankenpfleger an meiner Seite gesegnet, die sehr hilfsbereit waren, obwohl dies völlig außerhalb ihrer Komfortzone lag. Inzwischen war der Mann bei seinen letzten Atemzügen, schweißgebadet von der Anstrengung seines Atmens, er schaffte kaum eine Sättigung von 50 %.
Aber zuerst haben wir gebetet. Dass der Gott des Himmels und der Erde, der Schöpfer und Erhalter allen Lebens, uns heute hilft. Wir beteten um Frieden für die Familie und eine reibungslose Intubation. Wir beteten dafür, dass dieser Mann lebt, dass Gott ihm eine zweite Chance im Leben gibt, damit er Gottes heiligen Namen verherrlichen kann.
Dann gingen wir an die Arbeit, positionierten den Patienten, verabreichten Medikamente, warteten deren Wirkung ab und führten dann den Beatmungsschlauch ein. Es gab ein großes Publikum von Mitarbeitern sowie anderen Patienten und Betreuern, die alle sehr neugierig waren. Es lief gut und innerhalb weniger Minuten sahen wir, wie seine Sättigung auf über 95 % anstieg.
Alle atmeten erleichtert auf. Ich befestigte den Schlauch, stellte sicher, dass er nicht zu tief war, schloss ihn an das kleine Beatmungsgerät an, achtete darauf, dass die Gurte nicht in seine Haut schnitten, und klebte ihm die Augen zu. Dann gab ich ihm Medikamenten, die ihn schlafen ließen.
Mittlerweile gaben die Überwachungsmonitore keine Daten mehr. Aufgrund des alten Materials und des verschwitzten Patienten hatten sich die Kontaktpads größtenteils gelöst. Also stellten wir eine Gruppe von Mitarbeitern zusammen, wuschen und säuberten den Mann, legten ein neues sauberes Laken auf das Bett und brachten die Überwachung wieder an.
Bis jetzt lief alles ganz glatt, aber ich war nicht wirklich darauf vorbereitet, was die nächsten Tage bringen würden.
Die Familie hatte sich langsam entfernt und schaute nur aus der Ferne. Jeder Versuch, sie einzubeziehen, war erfolglos. Es war klar, dass sie sich ihrem Verwandten nicht nähern oder ihn berühren würden.
Während ich die Aufmerksamkeit aller hatte, sprach ich darüber, wie wichtig es ist, dass eine Krankenschwester immer bei diesem Mann ist. Unabhängig von Essenszeiten, Pausen oder anderen Arbeiten, die erledigt werden müssen – dieser Patient muss permanent überwacht werden. Dann wurde mir klar, dass die meisten keine Ahnung hatten, worauf sie achten mussten oder was sie im Falle eines Problems tun sollten. Dann erklärte ich das Absaugen. Stündlich musste der Schlauch abgesaugt werden. Mehr leere Gesichter. Mundpflege, Augenpflege, Wende/Hautpflege, Sondenernährung, Alarme, die Pumpe, welche Monitorwerte erfordern den Ruf nach einem Arzt.
All das hatte das Personal noch nie zuvor gesehen, geschweige denn durchgeführt. Doch auf gute melanesische Art und Weise nickten sie alle und sagten ja, um ihre Bereitschaft zu zeigen, aber ich wusste, dass nichts so gemacht werden würde, wie ich es erklärt hatte, es sei denn, ich zeige es ihnen zuerst und wir tun es zusammen.
Genauso haben wir es gemacht, bei jedem neuen Mitarbeiterwechsel, immer wieder erklärt, dafür gesorgt, dass alle wussten, wie man sich um diesen Mann kümmert.
In der Zwischenzeit versuchte ich, meinen Medikamentencocktail richtig in die Spritze zu bekommen. Normalerweise werden auf einer Intensivstation viele Medikamente über verschiedene Spritzen und Pumpen verabreicht, die alle an die Bedürfnisse des Patienten angepasst werden können. Wir haben nur eine Pumpe, also musste alles in eine Spritze passen.
Die ersten Tage liefen gut, aber wir merkten schnell, dass uns die Sauerstoffflaschen noch vor dem Wochenende ausgehen würden. Normalerweise bekommen wir neue Flaschen geliefert, aber der Weg in die Provinzhauptstadt war wegen den Unruhen nach der Parlamentswahl immer noch gesperrt. Ein Krankenhausfahrzeug erhielt eine Durchfahrtgenehmigung, die Situation war jedoch sehr angespannt und unsere Fahrer wollten überhaupt nicht fahren. Sauerstoff war nicht das einzige, was dem Krankenhaus fehlte. Uns ging fast alles aus, einschließlich Bandagen, Mull und verschiedene Medikamente. Also musste ein Fahrzeug weg und nach langem Zögern fuhren schließlich zwei Fahrer und tauschten die leeren Sauerstoffflaschen gegen volle aus und holten Vorräte für die Apotheke ab. Sie kamen sicher zurück, und alle waren so erleichtert, als sie zurückkamen, dass all fast jubelten, als sie durch das Krankenhaustor fuhren.
In der Zwischenzeit waren mir einige Medikamente ausgegangen und ich musste ständig den Inhalt der Spritze wechseln, da einige Medikamente nicht oder nur unzuverlässig wirkten (die meisten unserer Medikamente sind 5-10 Jahre veraltet) oder schon gar nicht im Lager waren. Dies und die ständige Überwachung des größten Teils seiner Pflege waren sehr ermüdend. Eines Nachts fand ich beide Nachtschwestern tief schlafend vor, ohne dass jemand den Patienten beobachtete, was schnell behoben wurde und nicht wieder vorkam. Der Patient hatte auch einige Druckgeschwüre entwickelt, wahrscheinlich weil er nicht alle 2 Stunden gedreht wurde. Wir verbanden sorgfältig alle Wunden und drehten ihn häufiger, um eine Verschlechterung zu verhindern.
Die ganze Zeit hielt die Familie Abstand. Allmählich konnten sie ihre Ängste verbalisieren. Sie waren überzeugt, dass dies alles von einem bösen Geist verursacht wurde, wahrscheinlich dem Geist des ersten Mannes der zweiten Frau dieses Mannes. Sie beschuldigten diesen Geist, das Haus einstürzen zu lassen, und befürchteten, dass dies noch mehr Ärger bringen würde. Sie wussten auch nicht, was mit dem Geist des Patienten passiert war, da er abgesehen von einem Husten beim Absaugen still im Bett lag. Es war herzzerreißend zu sehen, wie viel Angst sich in den Köpfen dieser Menschen angesammelt hatte. Unser Krankenahuspastor kam und sprach mit den Menschen in ihrer eigenen Sprache. Dann haben wir gebetet. Denn unser Gott ist so viel größer als all diese Geister und Ängste.
Ich beschloss, ihn am 5. Tag zu extubieren. Sein Atemwegsdruck war zufriedenstellend, alle Werte sahen gut aus. Es gab auch nicht mehr so viel Schleim beim Absaugen. Also haben wir unser gesamtes Equipment wieder für eine mögliche Reintubation vorbereitet und die Sedierung gestoppt. Dann haben wir gewartet und gewartet… Etwa 3 Stunden standen wir da und es passierte nicht viel. Der Patient begann wieder zu atmen, aber nicht sehr stark und sicherlich nicht genug, um sich selbst zu unterstützen. Drei Stunden Wartezeit waren genug. All die verschiedenen Medikamente mit unvorhersehbaren Wirkungen hatten sich sehr wahrscheinlich angesammelt, und das war nicht hilfreich. Darüber hinaus reagieren die Menschen in Papua-Neuguinea empfindlicher auf einige der Medikamente. Ich gestand meine Niederlage ein, setzte ihn wieder an das Beatmungsgerät und gab ihm ein anderes (viel kürzer wirkendes) Beruhigungsmittel. Versuchen wir es in ein oder zwei Tagen noch einmal. Die Entwöhnung von einem Beatmungsgerät erfolgt normalerweise schrittweise. Das Beatmungsgerät erkennt die Atmung des Patienten und synchronisiert die gegebenen Atemzüge. In diesem Fall können die meisten Medikamente bereits reduziert werden, bevor der Beatmungsschlauch entfernt wird. Aber unser kleines Beatmungsgerät kann das nicht, also ging es um alles oder nichts und ich musste ihn viel tiefer schlafen lassen, damit er das Beatmungsgerät verträgt. Der Nachteil dieses neuen Beruhigungsmittels war, dass die Spritze viel schneller aufgebraucht war. Das bedeutete, dass es etwa alle 4 Stunden gewechselt werden musste, egal ob es Tag oder Nacht war.
Zwei weitere Tage vergingen, und ich beschloss, es noch einmal zu versuchen. Wir wiederholten den Aufbau wie zuvor. Alle Gerätschaften, die wir zuvor vorbereitet hatten, hatten wir einfach in eine Kiste gepackt, sodass es einfach war, alles wieder bereit zu machen. Wir beteten erneut und überließen alles Gottes Händen, der der einzige Heiler ist, der mächtige Gott und Herr des Himmels und der Erde, einschließlich aller Geister.
Dann wurde die Spritze gestoppt, ich saugte alle abgehusteten Rückstände ab und der Patient begann stärker zu atmen. Das Beatmungsgerät wurde gestoppt und wir schlossen den Sauerstoff am Ende des Schlauchs wieder an. Anfangs sank die Sättigung auf 50 %, stieg aber langsam auf 60 %, 70 %, dann wieder ein Hustenanfall und sie war auf 50 % gesunken, aber sie kam schnell wieder hoch, war jetzt auf 80 %. Mit der Zeit wurde es allmählich besser und ich nahm den Beatmungsschlauch heraus. Er war jetzt auf sich allein gestellt. Wir setzten Sauerstoff aus zwei Quellen auf, sorgten dafür, dass er sich so weit wie möglich aufsetzte, und wir warteten. Die nächste Stunde würde entscheidend sein. Würde er in der Lage sein, die Energie zu haben, um seine Atmung aufrechtzuerhalten? Seine Lungen waren immer noch sehr steif, und es würde Mühe kosten zu atmen. Allmählich sahen wir, wie seine Atemfrequenz abnahm und seine Anstrengung nachließ, ohne dass die Sättigung abfiel. Er war erfolgreich extubiert. Und Gott hat geholfen!
Die Familie war nun etwas näher gerückt. Weitere zwei Stunden später öffnete er erstmals die Augen, nachdem ein Familienmitglied seinen Namen gesagt hatte. Dies war das erste Mal, dass die Familie wieder um sein Bett stand.
Von hier an verbesserte sich sein Zustand schnell. Anfangs verwirrt, schaffte er es, sich auf seinem gesunden Bein aus dem Bett zu erheben und fragte sich, warum um alles in der Welt wir sein anderes Bein ans Bett gefesselt hatten. Er wurde erneut daran erinnert, dass sein Bein gebrochen und in Traktion war. Diesmal von der Familie, die immer näher gerückt war und nun sehr stark in seine tägliche Pflege eingebunden war. Wir nahmen seine Ernährungssonde heraus und er konnte wieder selbständig essen und trinken.
Im Moment liegt er noch im Krankenhaus und wartet auf die Heilung seines Beins. Hoffentlich können wir die Traktion bald entfernen, damit er wieder raus kann. Wir beten für diesen Mann und seine Familie, dass diese Situation ihnen Gottes Macht und Heilung gezeigt hat. Wir beten, dass der Heilige Geist ihre Herzen erfüllt, damit sie ihren Schöpfer und Erhalter verherrlichen und keine Angst vor anderen Geistern haben. Wir beten dafür, dass alle Beteiligten Gottes Hand darin sehen. Und wir beten für die Menschen in Papua-Neuguinea, dass sie Erlösung in Jesus finden, damit sein Name erhöht wird.
Babys warten (nicht) auf Weihnachten – MAF Medevacs während der Weihnachtszeit
Vielerorts feierten Menschen mit Familie und Freunden Weihnachten. So auch wir.
Gleichzeitig, irgendwo tief im Busch von Papua-Neuguinea brauchte jemand Hilfe, um in dieser Welt zu leben oder zu überleben.
Wir danken Gott für mehrere erfolgreiche medizinische Evakuierungsflüge (Medevacs) über die Weihnachtsfeiertage, die durch MAF möglich werden konnten, um Menschenleben zu retten.
Heilig Abend – Ein Kind wird uns geboren
Am Heiligabend erhielt die MAF Zentrale einen Hilferuf vom Krankenhaus aus Balimo für eine Mutter, die schon mehrere Tage in den Wehen lag. Die MAF Zentrale beschloss, das Telefomin-Flugzeug zu starten.
Mathias und ich waren am zuvor mit Freunden für unseren Weihnachtsurlaub in Telefomin, einer MAF Außenstation im westlichen Hochland unweit der indonesischen Grenze, angekommen. Mathias fliegt gern in dieser bergigen Gegend! Und so war er auch bereit, am Morgen des Heilig Abend noch eine Runde zu fliegen: Versorgungsgüter nach Tumolbil und Pastoren zurück nach Telefomin. Und dann kam der Medevec! Zwei andere Telefominpiloten waren bereits in anderen Gegenden verplant und im Norden unterwegs.
Balimo liegt über eine Flugstunde südlich von Telefomin. Noch vor dem Mittag konnte Mathias die Mutter in Balimo abholen und nach Daru fliegen, der Provinzhauptstadt im südlichsten Zipfel der Western Provinz. Der 36-minütige Flug von Balimo führt über riesige Sümpfe und der Lufttransport ist die einzige Möglichkeit, diese werdende Mutter in das Provinzkrankenhaus in Daru zu bringen, um hoffentlich beide Leben zu retten, die hier an Heilig Abend auf dem Spiel standen.
In Daru wartete der Krankenwagen bereits auf die Ankunft des MAF-Flugzeugs.
Am Tag darauf erhielten wir den entlastenden Bericht des Balimo-Krankenhauses: „Frohe Weihnachten! Vielen Dank an das gesamte Team für die Unterstützung beim gestrigen Medevac. Die Mutter ging direkt in den Operationssaal in Daru. Sowohl der Mutter als auch dem Baby geht es gut.“
Heilig Abend – Ein weiteres Kind ist uns geboren
Die Geburt unseres Herrn und Heilands Jesus Christus ist der wahre Grund für diese Festtage. Eine Zeit, um innezuhalten und über Gottes Liebe zu dieser Welt nachzudenken. Jesus, geboren in rauen Verhältnissen: Seine Eltern sind unterwegs, um den Regeln der Regierung zu gehorchen, Fremde in einer fremden Stadt ohne Übernachtungsmöglichkeit. Aber sie finden Ruhe und Zuversicht in Gottes Versprechen, dass er sich um sie kümmern wird. Und Gott tat es!
Sie fanden einen warmen Raum, wenngleich es auch nur ein Stall war, um ihren Sohn zur Welt zu bringen und ihn dann, in Tücher gehüllt, in eine Krippe zu legen – eine Praxis, die im damaligen Bethlehem normalerweise für neugeborene Lämmer verwendet wurde, die von den Priestern geopfert wurden.
Jesus – das Lamm Gottes.
Jesus – unser Retter.
Jesus – der Grund, warum MAF existiert, um Hilfe, Hoffnung und Heilung zu den Menschen in den entlegensten Winkeln dieser Welt zu fliegen.
Frauen, die im abgelegenen PNG ihre Kinder zur Welt bringen, sind oft mit rauen Umständen konfrontiert. Entweder sind sie weit von professioneller medizinischer Versorgung entfernt oder die grundlegenden Gesundheitseinrichtungen, auf die sie zugreifen können, haben weder personelle noch materielle Ressourcen, um auf Komplikationen bei der Geburt zu reagieren.
Wenn der zweite Weihnachtsfeiertag nicht so läuft, wie erwartet!
„Heute Morgen, während des Gottesdienstes, wurde Piet für einen medizinischen Evakuierungsflug angefragt. Wie besonders, gerade heute so die Liebe Jesu ausstrahlen zu können!“ sagte Piets Frau Marijke am Ende des Tages.
Irgendwo da draußen im Busch von PNG kämpften noch drei weitere Leben. Deren Geschichte entfaltete sich bereits ein paar Tage zuvor.
Sally Lloyd und ihr Ehemann Ian tauschen derzeit ihr Leben in der Metropole Brisbane gegen einen einfachen Lebensstil im abgelegenen Mougulu, einem abgelegenen Dorf in der Strickland Bosavi Gegend im Nordosten der Western Province. Reisebeschränkungen aufgrund der Pandemie zwangen sie dazu, über Weihnachten dort zu bleiben. Für sie ist diese Zeit gut angelegt, um weiterhin in die Infrastruktur der Region und Sallys PNG-Familie dort zu investieren. Sallys Eltern waren Missionare und sie investiert weiterhin Liebe, Ressourcen und Arbeitskraft in diese abgelegene Gegend. Im Fokus steht in letzter Zeit der Bau weiterer Lehrerhäuser für das in 2021 neu gegründetes Gymnasium.
Weihnachten 2021 in Mougulu wird für die Lloyds sicherlich ein weiteres unvergessliches Erlebnis sein. Am Weihnachtstag berichtete Sally in den sozialen Medien:
„Babys warten nicht auf Weihnachten und Notfälle auch nicht…
Wir hoffen, dass diese neugeborenen Zwillinge und ihre Mutter, die einige Komplikationen hat, es sicher und schnell schaffen können, durch die Nacht in unsere Gesundheitseinrichtung getragen zu werden. Ihr Dorf liegt etwa 5 Stunden Fußmarsch entfernt.
Wir freuen uns über Gebete für die Sicherheit unserer Dorfgesundheitshelfer-Azubis, das unterwegs ist, den Trupp mit Mutter und Babies zu treffen.“
Sallys Social-Media-Post in den frühen Morgenstunden des zweiten Weihnachtstages sorgt für Erleichterung:
„Nichts sieht so gut aus wie das flackernde Licht in der Dunkelheit, das nach einem langen Spaziergang signalisiert, dass eine Mutter es zur Gesundheitsstation geschafft hat!
Gestern Nachmittag liefen die Dorfgesundheitshelfer-Azubis los, um die Gruppe zu treffen, die die Mutter zu unserer kleinen Klinik trug. Heute Morgen, kurz vor 5 Uhr morgens, sind die Träger angekommen. Mutter und Babies sind hier alle in Sicherheit,
Möglicherweise müssen sie in ein Krankenhaus. Zwei süße Babies – eines wiegt 1500g, das andere 1800g. Ins Krankenhaus geht es nur mit dem Kleinflugzeug – wir sind eine Woche zu Fuß vom nächsten Krankenhaus entfernt. Danke, dass ihr diese kleine Familie in Gedanken behaltet.
Sally fährt fort: „Wir müssen ein Wartehaus bauen und Mittel für einige Rationen finden, damit Mütter wie diese in der Nähe bleiben können, wenn der Geburtstermin nahe rückt. Hier im Dorf gibt es kein Essen und keine Geschäfte, um Essen zu kaufen. Diese Mutter kam am Mittwoch (22. Dezember) in die Klinik zur Kontrolle und ging zu Fuß zurück ins Dorf, wo sie dann am Donnerstag (23. Dezember) ihre zwei Jungs zur Welt brachte. Es gibt viel zu tun!“
In Mougulu erhielt die Mutter intravenöse Flüssigkeiten und Antibiotika, um sie zu stabilisieren. Die Hauptsorge galt jedoch der noch im Mutterleib hängenden Nachgeburt. Mittlerweile waren es vier Tage seit der Geburt der Zwillinge.
Sallys Weihnachtsmorgen war gefüllt mit vielen Telefonaten und WhatsApp-Nachrichten zwischen Ärzten, in denen verschiedene Möglichkeiten diskutiert wurden. Kann der Mutter vor Ort geholfen werden? Kann das Team des Gesundheitszentrums Mougulu versuchen, die Plazenta zu entfernen? Aber da ist die Gefahr, dass die Mutter dabei verblutet. Das alles würde das Risiko für die Mutter nur erhöhen.
Es schien ein Kampf um die richtigen Entscheidungen in jeder Hinsicht zu sein, um die Zwillinge und die junge Mutter bestmöglich zu versorgen.
„Es ist gut, dass sie sie letzte Nacht hergebracht haben – die Mutter hatte einen septischen Schock und die Babys hatten seit ihrer Geburt am Donnerstag nichts getrunken! Jetzt trinken sie – kleine Schritte in die richtige Richtung.“
Am zweiten Weihnachtstag morgens war auch unser MAF COM-Team informiert und in Bereitschaft, ein Flugzeug für einen potenziellen Medevac für Mutter und Zwillinge zu starten – deshalb erhielt Piet während des Gottesdienstes die Nachricht vom MAF-Betriebsleiter.
Nachdem ein anderer Arzt vom Gesundheitsamt der Provinz die Berichte überprüft hatte und die Mutter aufgrund eines septischen Schocks wieder Fieber bekam, wurde schließlich beschlossen, einen Medevac zu fliegen, um die Mutter in das Provinzkrankenhaus nach Kiunga zu bringen.
Piet erhielt jedoch weder eine Folgenachricht noch eine Startbestätigung. So genossen er und seine Familie weiterhin die Gemeinschaft mit den Gläubigen nach dem Weihnachtsgottesdienst bei guten Gesprächen und Erfrischungen.
Der Handyempfang an unserer abgelegenen Telefomin-Basis erschwerte die Kommunikation mit Piet, der Medevac Bereitschaftsdienst hatte. Der Anruf ging schließlich zu einer anderen Gruppe von MAF-Mitarbeitern durch, die ein spätes Weihnachtsfrühstück genossen und Sallys Social Media Einträge verfolgten und sogar mit ihr per WhatsApp in Verbindung standen. Wir waren alle irritiert, dass es scheinbar so lange dauerte, eine Entscheidung zu treffen und das Flugzeug zu schicken.
Als die Medevac-Bestätigung endlich eintraf, war das Frühstück nun wirklich beendet. Mathias ging zur Basis, um alle technischen Vorflugkontrollen durchzuführen, während Ryan zur Kirche lief, um Piet Bescheid zu geben.
Als Piet am Flugzeug ankam, war das Flugzeug gecheckt und Ryan fast fertig, den benötigten Treibstoff von Hand in die Tragflächen zu pumpen. Was für eine Teamleistung!
Etwa eine Stunde später gab Sally in den sozialen Medien ein Update: „Dank unserem Gesundheitspersonal, dem Gesundheitsamt der Western Provinz und MAF ist unsere Mutter mit ihren Zwillingsbabys im Schlepptau jetzt endlich auf dem Weg zum Krankenhaus.“
„Diese gemeinsame Anstrengung ist ein großartiges Beispiel für die Herausforderungen, denen wir uns gegenübersehen, um die Frauen oder jeden, der zusätzliche Pflege benötigt, zu versorgen, aber es zeigt auch, dass wir in der Zusammenarbeit gute Ergebnisse erzielen können.
Schlechte Kommunikation, keine lokale medizinische Einrichtung, viele Stunden anstrengender Fußmarsch zum nächsten Gesundheitsposten, Medikamentenmangel, Evakuierung mit dem Flugzeug, und endlich schafften es diese Mutter und die neugeborenen Babys heute Nachmittag ins Krankenhaus – vier Tage nach ihrer Geburt und mit Komplikationen.
Um solche Ergebnisse zu erzielen, braucht es eine Menge Ressourcen, Teamarbeit und Zeit für die Organisation – aber die Ergebnisse werden es lohnen!“
Abschließend erwähnte Sally einige zusätzliche Segnungen, die in den Ereignissen dieses Medevac verborgen waren: „Fauwana, auf den Fotos in einem blau gestreiften Hemd zu sehen, ist einer der ersten überlebenden Zwillinge in unserer Gegend. Er ist jetzt selbst medizinischer Mitarbeiter und hat heute dieser Frau und ihren Babys geholfen. Ich war bei der Geburt von ihm und seiner Zwillingsschwester dabei, als ich ein Teenager war, und es hat ziemlich viel Aufsehen erregt. Jetzt gibt es viele Zwillinge. Damals haben so viele nicht überlebt, aber mittlerweile sind so viele gerettet worden.“
„Manche Leute denken aber auch an alles! – MAF hat noch Medevac-Segenstüten für die Mutter für die Babys mitgeschickt – sie haben nichts. Und wir wurden von einigen MAF-Ladies sogar noch mit selbst gebackenen Weihnachtsleckereien verwöhnt. Das hast Ians Weihnachten komplett gemacht!“
Am dritten Weihnachtstag – Medevac mit doppeltem Foul-Spiel
Ein weiterer Medevac wurde am dritten Weihnachtstag, dem 27.12., von Telefomin aus geflogen. Die ersten Infos enthielten sehr dramatische Details. Jemand, der einen möglichen Nackenbruch hatte, aber ins Telefomin-Krankenhaus geflogen werden wollte – wo eine medizinische Versorgung für eine solche Verletzung überhaupt nicht möglich wäre.
Dennoch, die Piloten von Telefomin taten sich erneut zusammen, um das Flugzeug für den potenziellen Medevac vorzubereiten.
Nach einigen Nachforschungen und der erfolgreichen Suche nach einem Gesundheitsmitarbeiter aus Telefomin, der den Flug begleiten kann, um dann die Verletzungen des Patienten vor Ort zu beurteilen, startete das Flugzeug. Wir Zurückgebliebenen waren allerdings immer noch verwirrt, den Patienten in Telefomin zu empfangen. Der Gesundheitsmitarbeiter muss entscheiden, ob der Pilot den Patienten nach Telefomin oder doch eher nach Kiunga ins Provinzkrankenhaus fliegen soll, um die Verletzungen bestmöglich zu versorgen.
Es stellte sich heraus, dass es einen Faustkampf gab und die Verletzungen eher gering waren, was einen Notflug eigentlich nicht wirklich rechtfertigte; es ging nicht wirklich um Leben oder Tod… Trotzdem wurde der Patient zusammen mit einem Vormund und einigen anderen Personen nach Telefomin geflogen. In Telefomin angekommen, stellte sich dann heraus, dass die Leute nach Telefomin fliegen wollten, um beim jährlichen Min-Turnier für Fußball, Volleyball und Basketball dabei zu sein. – Der Pilot war verständlicherweise ziemlich frustriert bei diesen Entdeckungen, dass er an seinem freien Tag gerufen wurde und MAFs Medevac Service von den Leuten so ausgenutzt wurde.
Am vierten Weihnachtstag – Rettung für eine verwundete Seele
Irgendwo in der Gulf Provinz hatte sich ein anderer Notfall ereignet. Eine echte Tragödie. Eine junge Mutter eines 5 Monate alten Babys wurde brutal vergewaltigt, als sie um Mitternacht zur Toilette ging und nicht nur ein psychisches, sondern auch ein körperliches Trauma erlitt, das operiert werden musste.
Kurz darauf wurde sie 3 Stunden durch die Nacht mit dem Kanu zum Kikori Krankenhaus gebracht. Dort vermuteten sie jedoch, dass ihre innere Wunden zu kompliziert seien, um vor Ort eine Operation durchzuführen. Deshalb fragten sie MAF für einen Medevac nach Port Moresby an.
So erhielt ein weiterer Pilot am vierten Weihnachtstag, dem 28. Dezember, während eines Charterflugs von Goroka, Eastern Highlands, nach Wabo, in der Gulf Provinz, die Nachricht via V2track, dem MAF internen Flugverfolgungs- und Kommunikationssystem, anschließend weiter nach Süden zu fliegen. Kikori ist nur 17 Minuten Flugzeit von Wabo entfernt. Wie gut, dass das Flugzeug schon in der Nähe war!
Der ursprüngliche Flugplan für den Tag wurde angepasst und das Flugzeug wurde umgeleitet, um dieser jungen und verwundeten Seele zu helfen, medizinische Versorgung zu erhalten. Es wurde beschlossen, sie nach Mt. Hagen ins Provinzkrankenhaus zu bringen. Damit war gewährleistet, dass MAF auch ihren Rückflug besser organisieren kann.
Laut einem unserer Mitarbeiter, der sie im Krankenhaus besucht und mit ihr gebetet hat, erholte sich die Frau von ihren körperlichen Wunden. Die Heilung ihrer Seele wird jedoch Zeit brauchen. Gut ist, dass die Täter bereits im Gefängnis sitzen.
Am fünften Weihnachtstag – Drei weitere Patienten erhalten Hilfe
Die Piloten von Telefomin wurden wieder gerufen, weitere Medevacs zu fliegen, um Menschenleben zu retten. Am 29. Dezember holte Piet eine weitere Frau mit Geburtsschwierigkeiten ab. Die andere Patientin war eine junge Studentin, die mit ihrem Vater fünf Stunden lang zum Flugplatz von Bak lief, in der Hoffnung, ins Krankenhaus geflogen zu werden. Das Mädchen litt seit zwei Wochen unter starken Kopfschmerzen und anderen inneren Schmerzen.
Noch am selben Tag flog Piet einen weiteren Medevac von Eliptamin nach Telefomin, an Bord sehr besorgte Eltern mit einem neugeborenen Jungen, die sich Sorgen um die starke Schwellung in seiner kleinen Brust machte.
Am sechsten Weihnachtstag – Noch zwei Medevacs
Es sieht so aus, als könnte man die Weihnachtstage mit MAF Medevacs weiter zählen.
Richie Axon, ein weiterer in Telefomin stationierter Pilot, hat am 30. Dezember zwei weitere Medevacs nach Telefomin geflogen. Von Duranmin holte er eine Mutter mit einem 4 bis 5 Tage alten gesunden Baby ab; auch sie hatte eine Plazenta-Retention.
In Mianmin holte er zwei ältere Frauen ab. Eine von ihnen litt unter Schmerzen im Brustkorb und musste liegend auf der Trage transportiert werden, die andere zeigte Symptome, die ebenfalls eine stationäre Behandlung erforderten.
Frohe Weihnachten: Hilfe, Hoffnung und Heilung für die Menschheit – damals und heute
Gott schickte seinen Sohn in diese zerbrochene Welt, um den Menschheit Hilfe, Hoffnung und Heilung zu bringen.
MAF ist da, um in ähnlicher Weise zu helfen. Unsere Mitarbeiter sind von der Liebe Jesu getrieben und fühlen sich berufen zum Dienst bei MAF, um durch die Luftfahrt Hilfe, Hoffnung und Heilung für diejenigen zu bringen, die sonst übersehen, verloren und vergessen würden. Das ist Weihnachten – damals, heute und morgen.
Erster Solo-Flugtag
Anfang Juli flog unser Chefpilot mit mir und hat sich zwei Tage lang angeschaut, wie ich die MAF Caravan fliege. Er war zufrieden und ich auch, nachdem ich über 6 Monate nicht in PNG war und fliegen konnte…
Zwei Wochen später, am 20. Juli, hatte ich meinen ersten solo Flugtag für dieses Jahr. Und der entwickelte sich anders als geplant…
Es war ein wunderbarer klarer Morgen in Mt Hagen. Um 7 Uhr war ich am Flugplatz und begann mit der Vorflug-Kontrolle an einer unserer Caravans, die für mich für diesen Tag vorgesehen war zu fliegen. Ich plante, spätestens um 7:30 Uhr in der Luft zu sein.
Ich staunte, an was ich mich noch alles erinnern konnte. Normalerweise werden die Kontrollen aus dem Gedächtnis durchgeführt, aber wenn ein Pilot längere Zeit nicht geflogen ist, dann muss er seine Kontrollen mit dem Handbuch von MAF überprüfen.
Nicht alle Kontrollen sind im MAF Handbuch aufgeführt. Der Pilot kann selbstverständlich mehr Dinge kontrollieren, wenn er es für nötig hält. Es war bei einem dieser zusätzlichen Kontrollen, wo ich am Bugrad zu viel Spiel im Stoßdämpfer festgestellt habe. Keiner der Mechaniker hatte so etwas schonmal gesehen.
Das Flugzeug war nicht lufttüchtig und ich musste eine zweite Caravan vorbereiten und die technische Vorflugkontrolle gleich ein zweites Mal durchführen. Außerdem musste unsere Bodencrew das ganze Gepäck auch umladen, u.a. ein Deutscher Rasenmäher für die Landebahnwartung in Rumginae, einige Kisten mit christlichen Büchern für verschiedene Gemeinden und dann das Reisegepäck meiner zwei Passagiere, die für eine Kirchensitzung der Evangelisch Kirche PNGs ins Hochland kamen und nun wieder auf dem Heimweg nach Rumginae waren.
Die zweite Caravan kam gerade aus der Wartung und musste noch auf die entsprechenden Unterschriften im Wartungslogbuch warten.
Anstatt um 7:30 zu starten, war ich nun 4 Stunden später dran! 11:40 hob ich endlich ab! Das bedeutete, ich musste Flüge für den Nachmittag streichen und auf den nächsten Tag verlegen.
Gerade als alles für den Start vorbereitet war und ich die Passagiere abholen wollte, rief mich unsere Flugdienstleiterin an. In Fuma gibt es eine Frau mit Nachgeburtsschwierigkeiten. Sie hatte bei der Geburt viel Blut verloren, und die Nachgeburt kam noch nicht; sie musste so schnell wie möglich ins nächste Krankenhaus geflogen werden. “Wie zufällig” lebte die Frau in einem Dorf dicht an der Flugstrecke zu meinem ersten Ziel. Ich konnte einfach eine Zwischenlandung machen, die Frau mit dem neugeborenen Baby und ihren Mann einladen und weiter zu meinem Ziel fliegen, das, wie es sich später herausstellte, auch die Stadt mit dem besten Krankenhaus für die Frau war.
Plötzlich machte alles einen Sinn. Mein verspäteter Start wegen dem technischen Defekt im Bugrad und der medizinische Notfall konnten kein Zufall sein. Auch, dass meine Flugstrecke für diesen Tag direkt an dem Dorf der Frau vorbei führte und mein Ziel die Stadt mit dem besten Krankenhaus für die Frau war. Eine wunderbare göttliche Fügung!
Mandys Bürotür grenzt an unsere Abflughalle. Sie hat einige Gesprächsfetzen des Anrufs der Flugbetriebsleiterin und mir mitbekommen: “Medevac”, “Fuma”. Das war genug, dass sie ihre Arbeit unterbrach, rauskam, nachfragte und mir noch eine Segenstüte für die junge Familie in die Hand drückte. Wir Piloten denken an so was natürlich nicht… 😉
Nachdem die junge Familie ausgestiegen war, setzte ich meinen ersten solo Flugtag fort. Es gab fünf Passagiere zu einem Distriktzentrum im Süden des Landes zu fliegen. Zwei der Passagiere waren Teil eines Teams, dass sich um die Gesundheit der Menschen im Busch der ärmsten Provinz in Papua-Neuguinea kümmert. Sie hatten diese Woche ihren ersten Einsatz.
Aus Frust wird Freude
Am Ende dieses speziellen Freitags Ende März war die Telefomin Twin Otter Crew, Kapitän Mathias Glass und First Officer Ryan Cole, ziemlich frustriert, weil sie ihr Flugprogramm nicht vollständig abarbeiten konnten. Wegen sich verschlechterndem Wetter am Nachmittag verlängerte sich die Flugzeit um von Mt Hagen nach Tari zurückzukehren. So mussten sie einen Flug nach Tekin stornieren, der Lebensmittel geliefert und 8 Passagiere abgeholt hätte, einige von ihnen Community Health Worker Studenten, die darauf warteten, nach ihrem Praktikum im Tekin Health Center wieder zur Schule nach Telefomin zurückzukehren. Die Piloten flogen in direkter Route nach Telefomin. Auf dem Weg zu ihrer Heimatbasis erhielten sie einen Funkspruch von der Telefomin Basis, der sie über einen angeforderten medizinischen Evakuierungsflug (Medevac) von Yapsie nach Tabubil informierte. Unglücklicherweise machte das Wetter weiter dicht und die Navigation zwischen den Wolken und Bergen erhöhte wieder die normale Flugzeit. Schließlich fanden sie ein kleines Loch in den Wolken, um in das Telefomintal hinabzusteigen und zu landen. Dies bedeutete jedoch, dass nicht mehr genug Zeit und Tageslicht blieb, um die Medevac von Yapsie nach Tabubil fliegen zu können und schließlich zu Telefomin zurückzukehren. Eine Frau, Ester, hatte früher an diesem Morgen ein Kind geboren. Leider ist das Baby sofort gestorben, während die Mutter viel Blut verlor und die Plazenta noch nicht ausgeschieden hatte – eine Situation viel zu komplex für die Dorfgesundheitsmitarbeiter der kleinen Krankenstation in Yapsie.
Es war noch mehr frustrierend, als die Piloten am Abendessenstisch saßen, und in ihrem Tischgebet auch für die Frau beteten, dass sie die Nacht überleben würde, als sie sahen, dass das Wetter wieder aufgeklart hatte und alle umliegenden Bergkämme frei von Wolken waren als sich die Sonne mit einem atemberaubenden Himmel an diesem Tag verabschiedete.
Als die Piloten das Flugzeug am nächsten Morgen für den Flug nach Yapsie vorbereiteten um Ester ins Krankenhaus nach Tabubil zu fliegen, stellte sich heraus, dass über Nacht eine andere Frau, Osa, im Krankenhaus in Telefomin Komplikationen während der Geburt entwickelte (Verschlusspräsentation/Steißgeburt) und ebenfalls nach Tabubil zur Notfalloperationen überwiesen wurde. Eine weitere junge Frau, Kolina, hatte undefinierte starke Schmerzen im Unterleib. Der Verwaltungsangestellte des Distrikt-Gesundheitsamtes für Telefomin, der den Medevac Charter für Ester angeordnet und bezahlt hatte, buchte nun auch Osa und Kolina auf den Flug.
Während der MAF Agent in Yapsie um 7:30 Uhr via HF-Radio den Wetterbericht durchgab, teilte auch er mit, dass ein zweiter Patient, Lucy, vermutlich mit TB diagnostiziert, nach Tabubil für weitere Untersuchungen geflogen werden sollte.
Ein einzelner Medevac am Abend zuvor entwickelte sich über Nacht zu vier am nächsten Morgen.
Ist es nicht erstaunlich, dass trotz aller Frustration für beide Piloten und die Mitarbeiter der MAF Telefomin und Tabubil Basis, dass sie den Medevac am Freitag Nachmittag nicht fliegen konnten, Gott die ganze Zeit wusste, dass 15 Stunden später mehr Menschen geholfen und das Flugzeug effizienter ausgelastet werden würde, ohne die Gesundheit der ersten Medevac Patientin zu riskieren!
In eigener Sache…
Im März mussten wir für mehrere Wochen nach Telefomin umziehen. Mathias wurde dort als Twin Otter Kapitän gebraucht, da der dort wohnhafte Pilot wegen einem medizinischen Notfall in der Familie nach Australien musste (sein zweijähriger Sohn hatte sich schwer verbrüht…). Da dieser Flug am 1. April ein ungeplanter Notfallflug war, gerade noch ein Platz im Flugzeug frei war, konnte Mandy mitfliegen und diese Geschichte in Worten und Bildern festhalten.
Ihr wisst, dass ich, Mandy, für MAF PNG Berichte aus dem MAF Alltag schreibe, die deutlich machen, welch ein Segen der Flugservice von MAF für die Menschen in den abgelegenen Regionen von PNG ist. Im Original sind diese Berichte auf Englisch. Ihr glaubt gar nicht, dass es mir zuweilen Mühe macht, meine eigenen Texte zurück ins Deutsche zu übersetzen! Entschuldigt bitte, wenn mein Deutsch vielleicht ein wenig holprig ist! 😉
Flugalltag
Einmal im Monat sollten wir uns als MAF Wewak Team zusammensetzen und über die vergangenen vier Wochen reden. Wir besprechen, wie die Base in den letzten vier Wochen funktioniert hat, was wir besser machen können und reden über missionarisch besonders wertvolle Flüge. Dadurch kann jeder Mitarbeiter am Erleben der anderen teilhaben. Nicht jeder ist Pilot und nicht jeder steht den ganzen Tag im Kundenkontakt an der Base. Wir warten auf die nächste Spritlieferung, aber keiner kann sagen, wann die Fässer kommen. Noch haben wir ca. 15 der 200 Liter Fässer im Lager. Das reicht für ca. 10 Flugtage oder ca. 45 Flugstunden. Die Ölindustrie hat sich entschuldigt, aber konnte keinen Liefertermin nennen, wann der Sprit für die Kolbenmotoren unserer GA8 und Cessnas 206 eintrifft. Ein immer wieder auftretendes Problem…
Fluganfragen gibt es genug, inklusive Medevacs.
So sah Mathias Woche aus: Montag – Mt. Hagen Nicht ich, sondern Martin wurde in Hagen erwartet, aber trotzdem wurde ich gebraucht. Weil es zur Zeit zu wenig GA8-Piloten in Hagen gibt, sollen wir Wewak Piloten in Hagen einspringen. Dazu gibt brauchen wir alle noch verschiedene Checks auf Landeplätzen oder für einzelne Flugrouten. Dienstag – Hochlandprogramm
Wewak-Ambunti-Okisai-Sumwari-Okisai-Telefomin-Okisai-Wewak.
Normaler Passagierverkehr mit Einheimischen. Mittwoch – Medevac und Basemeeting Heute war Richies Flugtag in den Toricelli Mountains. Am frühen Vormittag erhielten wir die Anfrage für einen Medevac eines Mannes, der Tags zuvor bereits einen Unfall hatte und sich ein Bein abgehackt hatte. Problem: Mathias hätte zwar landen können, war aber noch nicht auf der Route eingecheckt. Martin hatte die Route, aber keine Landeerlaubnis. Beide hatten flugfrei, hätten also die Verantwortung splitten können oder der Chefpilot hätte Selbst-Checks erlauben müssen. Der Platz lag im Gebiet zwischen Wewak und Mt.Hagen und ist einer derer, der eben noch auf der Trainingsliste steht. Schlussendlich wurde der Flug von einem Hagenpiloten übernommen, der jedoch noch in einem anderen Landesteil unterwegs war. Wie alles ausging – wir wissen es nicht.
Nachmittags war das Basemeeting. Donnerstag – Ein langer Tag im Hochland Donnerstagmorgen, noch vor Abfahrt vom Compound, wieder eine Medevac-Anfrage. Auwi Muki, Bibelschulleiter von Anguganak, erlitt in der Nacht einen Herzinfarkt. Martin hätte flugfrei, aber dank zzt. zwei GA8 kann Mathias sein Hochlandprogramm fliegen und Martin kann Auwi und seine Frau abholen. Leider verstirbt er nach 3 Stunden im Krankenhaus. Warum, wissen wir nicht. Nach dem Tsunami ist das Wewaker Krankenhaus nur bedingt funktionsfähig. Oder vielleicht war es einfach schon zu spät für medizinische Hilfe; ein Problem, das hierzulande nicht selten ist. Mathias´ Programm sah so aus: Fracht für die Hochschule in Tekin, Passagiere für Telefomin, Stop in Eliptamin, Goldwäscher nach Okisai und Blackwara und wieder Elipta-min, Kinder nach Duranmin, Rasenmäher nach Ambunti, leer nach Nungwaia, Missionar nach Wewak. Insgesamt 11 Landungen. Freitag – Papierarbeit vom gestrigen Flug. Außerdem die Verabschiedung unseres dritten Wewak-Piloten in den Urlaub. Martin fliegt. Samstag – Kurzes Programm Eine Familie mit einer Monatsration Essen fliegt in das eine Stunde entfernte Blackwara. Auf dem Rückweg lande ich in Anguganak und bringe Auwis Familie nach Wewak zurück, die um ihren Mann und Vater trauert.
Sanguma
Sie lebt noch!
Naomi, unsere Hausmeri kommt aus dem selben Dorf und hat sie die Tage im Krankenhaus besucht. Natürlich haben wir sie dann ausgefragt, ob sie Details weiß, wie es zu den Verbrennungen an den Gliedmaßen und im Gesicht kam.
Anfangs meinte sie, dass es ein typischer Buschfeuer-Unfall gewesen sei. Die Leute zünden Grasland an, um so die darin lebenden Tiere zur Flucht zu treiben, damit sie sie abschießen können. Trockenes Gras brennt schnell und so kommt es durchaus öfters mal vor, dass Menschen dabei zu Schaden kommen. Diese Geschichte hat sie mir anfangs erzählt.
Claudia hat sie eine andere Geschichte erzählt und auf mein Nachfragen hin, hat sie mirs dann auch noch mal erzählt:
Ihr Vater hätte sie angezündet, um sie umzubringen. Hintergrund: Der Vater des Vaters sei letztes Jahr verstorben und einer der Sanguma-Männer im Dorf gewesen. Nun will auch er in die Fußstapfen seines Vaters treten, und Sanguma ausüben. Damit er die entsprechende Macht bekommt, muss er sein erstgeborenes Kind opfern. Naomi erzählte auch, dass sie den Vater bereits in Wewak gesehen hat und er nach wie vor die Absicht habe, seine Tochter zu töten. Diese ist noch immer im Haus Sik (Kranknehaus Wewak), wo ihre Brandwunden behandelt werden und die Schmerzen mit entsprechenden Medikamenten so niedrig wie möglich gehalten werden.Wir haben gehört, dass die medizinische Versorgung bei Brandwunden hierzulande ganz gut sei, eben weil Verbrennungen so oft vorkommen. Sanguma steht für den Glauben an magische Schadenszauber und -flüche bzw. Geistermacht. Es ist im ganzen Land weit verbreitet. Nicht erklärbare Todesfälle oder Krankheiten, Missernten, Unfälle oder sonstiges wird oft mit Sanguma in Zusammenhang gebracht.Uns warnt man auch immer wieder davor, irgendwelche Schnitzereien mit Masken zu kaufen, weil diese oft „besprochen“ und in Zusammenhang mit Geistern und Zaubereien in den Dörfern verwendet werden. Und ehrlich gesagt, bei manchen auf dem Markt angebotenen Schnitzereien haben wir wirklich ein komisches Gefühl!
Viele Dörfer haben ein Haus Tamburan, also Kultstätten mit Masken und sonstigen Kultgegenständen und Artefakten, das nur für Männer zugänglich ist.Der Lonely Planet Reiseführer wirbt sehr stark für den Besuch eines solchen Haus Tamburan, vor allem im Sepikgebiet. Wir nehmen eher Abstand von diesen Empfehlungen.
Gute Planung
Dies zwar weniger von offizieller Seite, denn MAF Wewak hat gerade mit akuter Unterbesetzung im Office zu kämpfen, sondern gute Planung hinsichtlich des Flugprogramms.Aber eins nach dem andern… ;o) Zuerst einmal: Auch wir sind in 2011 angekommen und wünschen Euch und uns viele gute Erfahrungen im neuen Jahr mit unserm großen Gott und auch untereinander. Danke, dass Ihr auch in 2011 uns die Treue haltet. Ohne eure Unterstützung wär unser Dienst hier nicht möglich! Was gibts also zu berichten aus den ersten Tagen im neuen Jahr? Der letzte Tag im alten und der erste Tag im neuen Jahr wurde genutzt, den Fußboden im MAF Office neu zu streichen. Das bedeutet, alles auszuräumen und auch die gesamte Funktechnik abzubauen. Der 1. Anstrich. Und da die Uhren im Busch anders ticken, die MAF Agenten trotzdem zu den täglichen Radiozeiten am Funkgerät sitzen, wurde der Funk kurzzeitig noch mal aufgebaut, abgefragt und wieder abgebaut. Der 2. Anstrich. Danach durfte alles austrocknen und auslüften und bis am Montag der normale Flugalltag wieder losging, war alles wieder eingerichtet und betriebsbereit. So verbringen unsere Männer die von MAF extra angesetzte Quality Time. Aber während dem normalen Flugbetrieb sind solche Renovierungsarbeiten an der Base einfach nicht machbar. Auch sonst hat Mathias diese Woche mehr Zeit an der Base als in der Luft verbracht, um sich durch die Papierarbeit, Buchungsanfragen und Programmplanung zu arbeiten. Ansonsten ist nur Billi an der Base, ein neuer Mitarbeiter. Ludmer, der sonst für das Flugprogramm zuständig ist, ist noch bis Mitte Februar in seinem wohlverdienten Urlaub im Busch, John kommt er nächste Woche, um Billi einzuarbeiten und Joel ist auch in seinem Dorf und kämpft mit den Widrigkeiten des Alltags dort: Der Bruder seiner Frau wurde ermordet, Kompensation gefordert (2 Schweine, 20 000 Kina und ein Baby-Mädchen - letzteres mutet etwas seltsam an…) und rief irgendwann an, dass nun sein Haus brennt. Noch wissen wir nichts weiteres. Martin hat derweil die meisten Flugtage übernommen, außerdem hat die Hagen-Twin Otter einen Teil des Wewak-Programms übernommen. Wo eine Twin Otter ein oder zweimal fliegt, ist ein Airvan den ganzen Tag beschäftigt. 2 Tonnen Baumaterial mussten von A nach B transportiert werden. Flugzeit 10 Minuten. Flugprogramme bei MAF sind sehr flexibel. Gebuchte Passagiere kommen nicht, Leute im Busch bestätigen ihre Flüge nicht und so kann es sein, dass ein voll geplanter Flugtag über Nacht ziemlich zusammenschmelzen kann – oder umgekehrt. Für Mittwoch entwickelte sich alles zu einem kurzen Flugtag nach Tekin für Martin. Gegeb 11 Uhr war er bereits wieder auf dem Boden in Wewak. Perfekt! Denn gleichzeitig kam die ANfrage für einen Medevac aus Timboli, 20 Flugminuten entfernt. Eine Frau mit schweren Verbrennungen am gesamten Körper. Der Krankenwagen wurde bestellt, aber kam leider nicht. So musste die Frau, die im Flugzeug liegend transportiert wurde über den Gepäcktrolly in den MAF Bus gehievt werden, um schnellstmöglich ins Krankenhaus gefahren zu werden. Ca. 5 Minuten Fahrzeit vom Flugplatz.
Zwillings Update
Ich, Mandy, war diese Woche noch einmal im Krankenhaus. Der Sicherheitsdienst hat mich nur ungern eingelassen. Kurz vorher ist ein Mann seinen Verletzungen von einer Straßenschlacht erlegen und nun befürchtete man Unruhen. Die Siedlung vorm Krankenhausgelände war menschenleer. Man hatte Angst, dass sie abgebrannt würde. Eine der Parteien kam von da… Jaja, so läuft das in PNG und die Polizei ist zuweilen ziemlich machtlos. War irgendwie eine gespenstisch unheimliche Stimmung… Zurück zu den Zwillingen: Beide sind wohlauf, ebenso die Mutter. Gestern rief uns der Vater an. Laut Arzt können sie wohl entlassen werden. Er fragte nach einem Flug zurück nach Anguganak. Mal schaun, ob´s diese Woche programmtechnisch noch klappt. Das Gute wiederum hier an den Krankenhäusern: auswärtige Leute können auch etwas länger bleiben selbst wenn es medizinisch nimmer notwendig ist. Ich hatte noch ein paar Sachen zum Verteilen für die anderen Mütter dabei (Leider nicht genug…). Traurig war, dass ein Baby wohl kurz vorher auch gestorben ist. Das hat mich zeimlich betroffen gemacht, zumal ich dann auch an eine gute Freundin hab denken müssen, der es ähnlich ging. Ich weiß nicht, ob ich es noch mal schaffe, die Familie im Krankenhaus zu besuchen. Unser Compoundbus ist defekt und muss erstmal in die Werkstatt. Ist was größeres und dauert wohl ne Weile.
Zwillinge!
Ich wollte einfach nach der Familie schauen, die Mathias am Samstag aus Anguganak eingeflogen hatte. Sarah, die Frau eines Basemitarbeiters, entschied sich spontan, mitzukommen – nachdem sie mir zuvor ausführlich erklärt hatte, wo ich parken kann und wie ich die Neugeborenenabteilung finden kann. Ich war ganz froh um ihre Begleitung, denn als wir dann dort waren, hätte ich garantiert einen anderen Weg eingeschlagen, so wie ich ihre Beschreibung vorher verstanden hatte… Als wir kamen, kam uns auch gerade der Vater und die ältere Tochter entgegen. Sie hatten gerade das Essen für die Familie zubereitet. Tanim Saksak und Kumugemüse. Als sie uns erkannten, freuten sie sich und ebenso die Mutter. Sie und die Zwillingen waren wohlauf! Praise the Lord!
Im Zimmer, oder besser gesagt im „Saal“ stand ein Bett am anderen, 10 in auf der einen Seite vom Schwesterntisch, weitere 8 auf der anderen Seite. Und dann ums Eck nochmal 8. Von wegen Privatsphäre! Einige Mütter hatten erst an diesem Morgen entbunden. In der Regel hatte jede irgendein Familienmitglied oder Wantok bei sich. In den Krankenhäusern ist nur die medizinische Versorgung gewährleistet. Verpflegung und Hygiene sind Privatsache. Oft schlafen die Angehörigen dann unterm Bett des Patienten, v.a. wenn es keine ortsansässigen Leute sind. Da wird man schon beschämt, wenn man an die deutschen Krankenversorgung denkt. Beschweren wir uns da nicht oft auf einem viel zu hohen Niveau?
Zurück zu den Zwillingen. Es sind zwei Mädchen. Eines ca. 2 kg, das andere etwas weniger. Namen hatten sie noch keine. Das ist nicht ungewöhnlich für Papua Neuguinea. Manchmal warten die Leute ein Jahr, bis sie ihrem Kind einen Namen geben – als Angst, dass es vorher stirbt. Die Kindersterblichkeitsrate beträgt hier 45,9 auf 1000 Lebendgeburten (in Deutschland 3,99/1000). Ich schaute noch an den Betten der anderen Mütter und Babys vorbei. Alle Kinder relativ winzig im Vergleich zu unseren deutschen „Wonneproppen“. In der Zwischenzeit entschieden sich die Eltern, ihre Mädchen nach uns zu benennen. Also darf ich vorstellen: links das ist Sarah und rechts das ist Mandy. Welch eine Ehre! Leider ist unser Compoundbus auf dem Rückweg vollends kaputtgegangen. Jetzt hoffe ich, ich, dass ich mein Versprechen, wiederzukommen, irgendwie halten kann. Außerdem hoffen wir, dass die Familie noch bis Freitag im Krankenhaus bleiben kann, wenngleich es ihnen bereits jetzt schon recht gut geht. Am Freitag hat Mathias einen großen Baumaterial Charter, aber erst beginnend in Anguganak. Also das Flugzeug leer und bereits bezahlt, sodass die Familie einfach mitkönnte…