Alltag

Bombenalarm und andere Überraschungen

Ist man mal paar Tage nicht da, begrüßt einen der Compound mit so allerlei Überraschungen: mit kaputttem Wasserrohr am Gästehaus, einer Flohinvasion in zwei Häusern, nicht funktionierendem Telefon und Internet und all so´n Zeug, auf das man gern verzichten kann…

Was tun? Das kaputte Wasserrohr hat Lupo noch genauer inspiziert. Mit dem Ergebnis, dass die Warmwasserversorgung (Solar aufm Dach) vorerst abgeschaltet ist und wir die Handwerker bestellen müssen. Wir haben ständig Probleme mit der Telikom hier und spielen täglich das Spiel „1, 2 oder 3“. Das sind die Nummern der Pilotenhäuser hier aufm Compound und jedes hat eine Telefonleitung (die wir auch fürs Internet nutzen) und es ist täglich neu spannend, welche denn funktioniert… Und was tun gegen die Flöhe? Zum einen den Hund shampoonieren mit Spezialmittel, Großputz in den Häusern und ständig die eigenen Klamotten nach den kleinen blutrünstigen Viechern absuchen. Und dann noch Bomben zünden! Jawohl! Mathias war zum jährlichen Medical gestern in Mt. Hagen und konnte Flobomben besorgen. Heute morgen hab ich dann so gut es ging die Fenster vom Gästehaus abgedichtet und 5 Flohbomben gezündet.
Schlussendlich sind das Giftsprays, die eine Weile lang das Zimmer einnebeln und ein paar Stunden einwirken müssen. Danach darf man alle Tierleichen aufsammeln bzw. zusammenfegen und alles gründlich putzen. Wie gut, dass morgen die Hausmeri wiederkommt! Am Samstag kommen nämlich schon wieder Übernachtungsgäste.

Halbzeit

Genau vor einem Jahr, am 15. Juli, sind wir in Frankfurt in den Flieger gestiegen. Erst zwei Wochen Australien und dann gings weiter nach PNG. Irgendwie fühlt es sich noch gar nicht so lang an, und doch: viel ist passiert seitdem, viel steckt drin in den letzten Monaten hier im Land. Ob uns Deutschland nach einem weiteren Jahr PNG wohl frem-der vorkommt, gleichsam wie wir uns hier als Fremde fühlen? Immer wenn wir unterwegs sind, hören wir es: „Wait man!“ oder „Wait meri“ (=Tok Pisin, also einfach so lesen, wie es geschrieben steht! Und dann versteht ihrs auch…). In der Regel aus Kindermund. Aber selbst Erwachsene grapschen einem im Vorbeigehen manchmal am Arm und nutzen ihre Funktion als Sicherheitsdienst am Ladenausgang aus.
Noch immer sind wir dabei, uns unser Zuhause hier einzurichten und gemüt-lich zu machen. Heute haben wir unser Arbeitszimmer etwas der hiesigen Kultur angepasst. Pfeile und Bogen waren ein Geschenk der Elementary School in Moropte. Als kleines Danke-schön für unseren Besuch damals. Demnächst schicken wir bisschen Schulmaterial zurück, Kreide, Kulis etc. Em i pasin bilong PNG. Typisch PNG: ein Geben und Nehmen …

Es liegt was in der Luft, …

… ein ganz besonderer Duft. – Es stinkt nach Fisch!!! Vor einigen Tagen, die Sonne schien mal wieder, ein leichter Wind wehte, Mathias war fliegen, trieb der Wind den Duft unzähliger getrockneter Sepik-Fische durch unser Häuschen. Bei den Nachbarn waren wohl Wantoks, also Verwandte der gleichen Sprachgruppe, zu Gast und die hatten jede Menge Fisch dabei. Jetzt sehe ich die Frauen morgens regelmäßig mit ihren gefüllten Körben zum Markt laufen. Dabei noch ein grünblättriger Zweig, damit dann auf dem Markt damit die Fliegen von den Fischen ferngehalten werden.
Für Karfreitag haben wir uns auch das erste Mal Fisch hier gekauft. Fangfrisch aus dem Pazifik. Auch hier sitzen die Frauen am Boden, der Fisch ausgebreitet auf Plastikfolien und stets umwedelt. Es gibt Snapper, Makrele, Red Emperor und noch so manch anderes. Es lag auch ein kleiner Tintenfisch zum Verkauf. Manchmal gibt es auch Schildkröten. Nun ja, diese lassen wir dann doch eher den Einheimischen zum Verzehr.

Dachschaden


Immer noch Regenzeit! Unser Besuch hat ein wenig Pech, denn immer an den freien Tagen und auch jetzt am Wochenende war es eher trüb und zuweilen auch regnerisch. Geregnet hat es auch, als gerade unser Dachschaden repariert wurde, das Dach offen war und die Arbeiter in der Mittagspause waren bzw. gerade die fehlende Wellblechplatte organisierten. Um ein größeres „Unwetter“ in unserem WC zu verhindern, haben Mathias und Friedrich das Loch mit einer Plane abgedeckt. Nach insgesamt fast 3 Tagen Arbeit ist unser Dachschaden nun repariert und der Wassertank sitzt nicht mehr auf einem maroden Holzgestell, sondern auf einem aus Metall.

Auch neue Fenster haben wir nun dank Mithilfe unseres Besuchs. Jede einzelne der fast 40 Scheiben im Wohn-Esszimmer musste auf die passende Länge geschnitten bzw. gebrochen werden. Jetzt fehlen nur noch 12 Gläser im Küchenfenster. Nach getaner Arbeit ging es dann noch für eine schnelle Abkühlung an den Stadtstrand. Für unseren Besuch das erste Mal Schwimmen und Schnorcheln im Pazifik. Ansonsten haben sich die beiden unermüdlich auch an der Base nützlich gemacht, das Flugzeug gewaschen – oder sollte man besser sagen poliert?! – die Werkstatt am Flugplatz nach deutschen Standard aufgeräumt und gesäubert und noch manchen anderen Handgriff mehr. Am Mittwoch konnte der erste der beiden auch mal mitfliegen. Wie er das erlebt hat, schreibt er selbst auf seinem Blog. Schaut einfach weiter unten auf unserem Blog (Eintrag vom 1.3.), dort findet ihr einen entsprechende Link zu deren Blog.

Straßenschlacht und Bierparty

In diesem Haus wohnen wir, und zwar in der Wohnung unten rechts.Und steht man vor der Tür der Wohnung oben links und schaut über den Zaun, kann man das Geschehen auf dem Soccerfeld aus bester Perspektive mitverfolgen…

Sonntagnachmittag. Wir waren in der Stadt spazieren. Auf dem Rückweg sind wir noch fast in eine Straßenschlacht hineingekommen. Dabei sagte Mathias kurz vorher noch, dass er sich in Mt.Hagen wesentlich sicherer fühlt als bei seinem ersten Einsatz damals. Gegenüber von unserem Compound ist ein riesiges Soccerfeld. Am Wochenende spielen hier immer diverse Mannschaften gegeneinander. Ich frage mich immer, wie sie wissen, wer zu welcher Mannschaft gehört, da sie nur höchst selten gleiche Shirts anhaben. Jedenfalls wie wir so die Straße zu unserem Compound liefen, rannten auf einmal einige in die gleiche Richtung. Ein LKW, der scheinbar dort am Feldrand parkte, wollte losfahren. Die Leute griffen zu Steinen und bewarfen den LKW. Auch als dieser langsam Fahrt aufnahm, rannten die Leute hinterher und warfen Steine. Wir haben uns an den Zaun am Straßenrand gedrückt und hofften, keine Steine abzukriegen… Das ganze beruhigte sich so schnell, wie der LKW wegfahren konnte. Auf dem restlichen Stück Weg lachten uns die Leute an, amüsiert über die Szene gerade eben. Hm, was soll man dazu sagen? Was geht in den Menschen vor, dass sie von jetzt auf gleich so gewalttätig werden? Warum lassen sich alle von so etwas anstecken und machen mit? Für uns sind solche Szenen, die anscheinend jederzeit ausbrechen können und so schnell vorbei sind wie sie angefangen haben, unverständlich. Eine ähnliche Szene hat sich am Freitag irgendwo auf dem Highlands Highway zwischen Mt.Hagen und Goroka abgespielt: Ein Truck, beladen mit Bier, kam von der Straße ab und landet im Graben. Was machen die Leute? Die stürmen den LKW, brechen den geladenen Container auf und bedienen sich. Bierparty for free! Augenzeugen sage, fast jeder aus den drei umliegenden Dörfern war besoffen. Was kann diesem Land und den Menschen wirklich helfen, dass zu einem der korruptesten Länder der Welt gehört. Auch stand in der Zeitung, dass sich Port Moresby, die Hauptstadt zu einer der kriminellsten Städte der Welt entwickelt. Was feiert das Land, worauf kann es stolz sein, wenn es seinen Unabhängigkeitstag zelebriert? Viele Leute, die schon lange im Land sind oder hier aufgewachsen sind und nun auf einen Besuch kommen, sind enttäuscht und traurig, wie bergab es mit dem Land gegangen ist in den letzten Jahren. So sind auch wir gespannt, wie viel Entwicklung wir hier vor Ort mitverfolgen können und in welche Richtung diese geht. Manchmal könnte man wohl ziemlich frustriert das Handtuch werfen. Dann muss man wiederum auf die Menschen blicken, die nach vorne denken und sich für ihr Land engagieren oder auf die, die dankbar sind um jede Flugzeuglandung in ihrem abgeschiedenen Dorf, die Hilfe bringt oder der ersehnte Weg zum Arzt ist…

Rundbrief Seite 1+2


Rundbrief Seite 3+4


Feierabend…


Was tut ein Pilot nach Dienstschluss? Er sitzt am Rechner und schreibt ein Examen. Das gehört mit zur Ausbildung bzw. zum Trainingsplan auf dem neuen Flugzeug. Und so ein Examen ist ziemlich umfangreich! Über 50 Fragen und die haben dann auch noch so ihre Unterpunkte. Und was man(n) da so wissen muss, ist u.a Folgendes:

  • Was tut man im Notfall? … sei es Motorausfall, Feuer an Bord, bei einem Turboladerfehler
  • Wo ist die Notfallausrüstung und was gehört dazu?
  • Was ist der Hauptunterschied zwischen einer turboaufgeladenen GA8 und einer normalen GA8?
  • Wie fliegt man eine Platzrunde?
  • Welche Höchstwerte haben Drehzahl, Öldruck, Kraftstoffdruck, Turboladereintrittstemperatur?
  • Was für Öl darf im Motor verwendet werden?
  • Welcher Kraftstoff darf verwendet werden?
  • Welcher Motor ist eingebaut und wie viel Leistung hat er?
  • Wie funktioniert das elektrische System?
  • Wie funktioniert das Kraftstoffsystem?
  • Wie funktioniert das Bremssystem?
  • etc.

Und was macht die Pilotenfrau? Die vergnügt sich, um den Mann in Ruhe studieren zu lassen derweil im Fitnessclub oder besucht die Jahresabschluss- und Weihnachtspräsentation einer kleinen christlichen Schule, die das erste Schuljahr ihrer Existenz nun hinter sich hat. http://www.newhopeinternational.net/synapse/news/fullstory_public.cfm?website=newhopeinternational.net&articleid=31057

Auf dem Markt



Samstags oder auch wenn Mathias einen freien Tag hat, gehen wir morgens in der Regel auf den Markt, um unseren Obst- und Gemüsevorrat wieder aufzufrischen. Da herrscht echt ein buntes Treiben! Auf unserer Einkaufsliste für den Markt stehen in der Regel folgende Sachen: Süßkartoffeln und normale Kartoffeln, Zucchini, Karotten, Brokkoli, Kohl, Erbsen, Bohnen, Ananas, Papaya, Bananen (wenn grad keine im Compound reif sind…), Limetten, Sugarfruits Im Supermarkt gibts Importware: Birnen, Apfel – hier wächst nämlich kein Kern- oder Steinobst, weils hierzulande keinen Frost gibt.
Und von was ernähren wir uns noch so? Ansonsten Reis, Nudeln, Fleisch in Maßen, Brot mach ich selbst und dank eines Päckchens aus Deutschland hab ich grad auch einige Körner zum Reinkneten. Fürs Wochenende mach ich in der Regel einen Hefezopf. Rosinen muss man halt dann kaufen, wenns grad mal welche gibt… Knuspermüsli mach ich auch selbst. Kornflakes sind einfach zu teuer und lang nicht so lecker und nahrhaft.
Brotaufstriche gibts auch verschiedene hier. Und der letzt haben wir auch entdeckt, woher wir unsere Erkältung hatten – Rozella heißt der weiß-braune Schokoaufstrich…
Summasummarum: wir leben hier ziemlich gesund und ich sogar hier muss man und frau aufs „Bäuchle“ aufpassen ;o) Um so mehr freuen wir uns schon auf unser Sportstudio: ein Fitnessbike und einen Stepper haben wir in unseren Tonnen…

Tag 100 in PNG

Für uns ist es heute übrigens der 100. Tag, dass wir in PNG sind. Feiern können wir jedoch nicht. Mathias hat heute morgen an der Base den Wochen-Check der Twin Otter gemacht und mittlerweile sind alle Goroka-Piloten auf dem Weg nach Mt. Hagen. Von Dienstag bis Donnerstag findet in Mt. Hagen das jährliche Pilotentreffen statt. Und laut Plan gibt es am Freitag noch ein Twin Otter Programm in Goroka zu fliegen und wenn der Wochen-Check schon geschafft ist, ist schon eine Stunde Zeit gespart für Freitag, weil dann nur noch der tägliche Check notwendig ist. Beim Wochencheck werden auch die Triebwerke kontrolliert und das braucht Zeit …